Abszess durch Aluminium im Impfstoff?
14. Mai 2018
Wir haben in unserer Praxis bei einem Säugling (FG 36. SSW) nach der 3. Infanrix Hexa-Impfung ( li OS) und 3. Prevenar 13-Impfung (re OS) jeweils Abszesse (der am li OS hat sich spontan entleert, steril) gesehen. Ist es wahrscheinlich, dass dieses durch die Aluminium-Verbindung ausgelöst wurde? Und was empfehlen Sie für die letzte Infanrix hexa und Prevenar 13?
Aluminiumsalze werden als Hilfsstoffe (Adjuvanzien) in inaktivierten Impfstoffen und Toxoidimpfstoffen wie den von Ihnen genannten zur Wirkungsverstärkung eingesetzt. Die Impfantigene sind dabei an schwerlösliches Aluminiumhydroxid oder -phosphat gebunden (Adsorbatimpfstoffe). Eine Sicherheitsbewertung von Aluminium in Impfstoffen finden Sie beim Paul-Ehrlich-Institut (PEI) unter pei.de/…/sicherheitsbewertung-aluminium-in-impfstoffen.html.
Bekannte lokale Nebenwirkungen im Zusammenhang mit dem Aluminiumadjuvans in Impfstoffen sind Verhärtungen (Knötchen in der Unterhaut, Zysten, Granulome) an der Injektionsstelle, die als Fremdkörperreaktion gewertet werden. Dem PEI zufolge wird davon ausgegangen, dass kleinste Mengen aluminiumadjuvantierter Impfstoffe beim Durchstechen der Haut in der Unterhaut Granulome auslösen können. Im weiteren Verlauf können daraus sterile Abszesse oder Zysten entstehen, die in der Regel abheilen, in seltenen Fällen chirurgisch entfernt werden.
Möglicherweise können Granulome die Folge einer zu oberflächlichen Injektion des Adsorbatimpfstoffs (unter die Haut statt in den Muskel) sein. Sie können gelegentlich auch dann auftreten, wenn Adsorbatimpfstoff äußerlich an der Kanüle haftet.
Auch wenn dem PEI zufolge kontrovers diskutiert wird, ob die Injektionstechnik bei der Entstehung von Granulomen die entscheidende Rolle spielt, ist die Empfehlung einer tiefen intramuskulären Applikation von Adsorbatimpfstoffen zu berücksichtigen.
Granulome werden regelhaft nach Impfungen, vor allem mit Aluminiumhydroxid-haltigen Impfstoffen beobachtet. Da Granulome nicht regelhaft gemeldet werden, wird die tatsächliche Häufigkeit kontrovers diskutiert. Die Häufigkeit persistierender, intensiv juckender subkutaner Knötchen (Impfgranulome) an der Injektionsstelle von Aluminium enthaltenden Impfstoffen wurde daher in einer Studie in Schweden untersucht. 4.758 Kinder erhielten entweder einen Diphtherie-Tetanus-Pertussis-Polio-Haemophilus influenzae Typ-B-Impfstoff allein oder zeitgleich mit einem Pneumokokken-Konjugat. Alle diese Impfstoffe enthalten Aluminium-Salze als Adjuvans. 38 Kinder (0,83 Prozent der Untersuchungsgruppe) entwickelten juckende Impfgranulome. Bei 85 Prozent dieser Kinder wurde mittels Hauttest eine Kontaktallergie auf Aluminium festgestellt. Die Granulome entwickelten sich bei 7 Kindern nach der zweiten Impfung und bei 31 Kindern erst nach der dritten Dosis. Eine ähnliche Rate an Granulomen (0,98 Prozent) wurde in einer Studie aus Göteborg mit 76.000 Kindern zwischen 1991 und 2000 ermittelt.
Die Granulome blieben durchschnittlich 22 Monate bestehen. Das Risiko für die Entwicklung eines Granuloms erhöhte sich von 0,63 Prozent auf 1,18 Prozent, wenn ein zweiter Aluminium-adsorbierter Impfstoff zeitgleich eingesetzt wurde.
Juckende Impfgranulome sind damit nicht so selten, lästig und sollten frühzeitig erkannt werden, um unnötige Untersuchungen zu vermeiden. In den meisten Fällen verschwinden die Granulome innerhalb von 2 Jahren.
Bitte beachten Sie, dass der Verdacht auf Impf-Nebenwirkungen, die über übliche Impfreaktionen hinausgehen, an das Gesundheitsamt bzw. das PEI (pei.de/…/meldeformulare-pharmakovigilanz-node.html) zu melden ist.
Ein Abszess nach einer vorangegangenen Impfung zählt nicht zu den Kontraindikationen für nachfolgende Impfungen. Weitere Auskünfte erhalten Sie beim Impfstoff-Hersteller (gsk-kontakt.de/…/).
Bitte haben Sie Verständnis, dass wir über allgemeine Hinweise hinaus keine individuellen Impfempfehlungen geben können.
Mit freundlichem Gruß
Ihr Gesundes-Kind-Team

Unser Expertenrat vom Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin an der Universitätsmedizin Mainz beantwortet Ihre Fragen zum Thema Impfschutz für Kinder.