Bei Immunschwäche impfen?

30. Januar 2016

Sehr geehrter Herr Prof. Knuf,

seit dem Frühjahr 2015 haben wir für unseren Sohn E. (15 Jahre), von der Klinik/Kinderklinik /Immundefekt-Abteilung die Diagnose: Hypogammaglobulinämie
Rezidivierende Infekte der oberen Atemege
" " des Magen/Darm-Traktes
Migräne seit ca. 4 Lebensjahr

Aufgrund dieser Immunschwäche ist unser Sohn inzwischen mehr zu Hause als in der Schule. (u.a. auch wegen der Migräne, jedoch überwiegt inzwischen die Infektanfälligkeit) Wir kommen von einem Infekt in den anderen.
Lt. Klinik sollen wir erneut die Impfung DTapIPV und Pneumok. durchführen und uns nach 8 Wochen wieder vorstellen. LT. Beurteilung könnte eine terminale B-Zell-Differenzierung im sekundären lymphatischen Gewebe vorliegen.?
Da er aber ständig krank ist kommen wir nicht zum Impfen.
Inzwischen bin ich verunsichert, ob diese Impfung Ihn nicht doch noch mehr schwächt?

Meine Frage daher, sollen wir wirklich Impfen? Die letzte Impfung ist ca. 3 Jahre her.

Vielen Dank im Voraus für Ihre Antwort.

Mit freundlichen Grüßen
Marisa K.

Sehr geehrte Marisa,

bitte haben Sie Verständnis, dass wir aus der Ferne keine individuelle Beratung leisten können.

Es kommt immer auf die Ausprägung der Hypogammaglobulinämie an.

Grundsätzlich können Patienten mit einer Hypogammaglobulinämie die Standardimpfungen erhalten. Wenn regelmäßig Immunglobuline zugeführt werden, sind diese eventuell aber unnötig. Jedoch sind regelmäßige Gaben von Immunglobulinen nicht für alle Patienten sinnvoll.

Die Impfungen gegen Pneumokokken und Meningokokken werden ausdrücklich laut STIKO für diese Patientengruppe empfohlen.

Impfungen, insbesondere die von Ihnen angesprochenen Totimpfstoffe, enthalten nur Bruchstücke der Erreger, gegen die sie schützen sollen. Sie "belasten" das Immunsystem nach Stand des Wissens keinesfalls stärker als die echte Erkrankung. Denn Krankheitserreger, die sich selbst vermehren, enthalten wesentlich mehr "Antigene", die das Immunsystem "beschäftigen" und zudem ist die Menge insgesamt wesentlich größer, da sich diese Erreger im Körper vermehren.
Ein u.U. wiederholter Versuch, einen Impfschutz zu erreichen, ist daher durchaus üblich bei dieser Patientengruppe.

Bitte besprechen Sie Ihre Fragen und Sorgen auch mit den behandelnden Ärztinnen und Ärzten.

Mit freundlichen Grüßen
Ihr Gesundes-Kind Team

*Die in den Antworten gegebenen Informationen entsprechen dem wissenschaftlichen Stand zum Zeitpunkt der Erstellung.
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Unser Expertenrat vom Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin an der Universitätsmedizin Mainz beantwortet Ihre Fragen zum Thema Impfschutz für Kinder.