Erhöhen Impfungen das Risiko für Multiple Sklerose?
21. November 2017
Guten Tag,
wir möchten unsere Tochter (aktuell 4 Monate alt) bewusst mit einem 5 fach Impfstoff (IPV+Hib) impfen lassen, da wir nach mehreren Recherchen erfahren haben, dass bei einer MS Vorbelastung in der Familie (die Oma unserer Tochter) von einer Hepatitis B Impfung im Säuglingsalter abgeraten wird.
Leider ist der 5 fach Impfstoff einzeln momentan nicht lieferbar und auch nicht auffindbar. Unsere Kinderärztin pocht mehr oder weniger auf den 6 fach Impfstoff und hat den 5 fach nur für GKV Patienten reserviert. Wir als Privatpatienten müssten den Impfstoff selber besorgen. Können Sie uns eine ehrliche Einschätzung geben? Auch hinsichtlich der MS Gefahren?
Herzlichen Dank
Familie G.
Sehr geehrte Familie G.,
die Ständige Impfkommission STIKO empfiehlt für Säuglinge ab dem Alter von zwei Monaten die Impfung gegen Diphtherie, Tetanus, Poliomyelitis, Pertussis, Hib und Hepatitis B. Diese werden durch die Sechsfach-Impfung abgedeckt (weitere Standardimpfungen siehe Impfkalender gesundes-kind.de/…/). Die Impfempfehlungen der STIKO gelten als medizinischer Standard, an dem sich Ärztinnen und Ärzte bei der Impfberatung und auch wir uns bei Anfragen an den Expertenrat und den weiteren Informationen auf unserem Internetportal orientieren.
Im Einzelfall kann es Gründe geben, von den Empfehlungen der STIKO abzuweichen. Letztlich treffen die Patienten bzw. die Eltern die Entscheidung, welche Impfungen sie durchführen lassen. Nutzen und Risiken sollten dabei jedoch sorgfältig abgewogen werden. Das gilt auch für Ihren Wunsch, bei Ihrer Tochter die Fünffach-Impfung (DTPa-IPV+Hib-Impfstoff) vornehmen zu lassen und auf die Hepatitis-B-Impfung zu verzichten (aktuelle Informationen zu Lieferengpässen finden Sie unter pei.de/…/listen-node.html). Gerade bei Kindern ist die Gefahr erhöht, dass eine Hepatitis-B-Infektion einen chronischen Verlauf nimmt (weitere Infos unter gesundes-kind.de/…/).
Umfangreiche epidemiologische Studien weisen nicht auf einen Zusammenhang zwischen der Hepatitis-B-Impfung (und auch anderen Impfungen) und dem Entstehen der Multiplen Sklerose hin (pei.de/…/1-2017.pdf). Das in Einzelfällen beschriebene Auftreten von MS-Erkrankungen bzw. Schüben nach Impfungen ist als ein zufällig zeitlicher, aber nicht ursächlicher Zusammenhang zu interpretieren. Weitere Informationen finden Sie beim Robert Koch-Institut unter rki.de/…/FAQ-Liste_HepB_Impfen.html. Eine Analyse von Studiendaten zum MS-Risiko nach Impfungen ist beim Paul-Ehrlich-Institut nachzulesen unter pei.de/…/impfung-multiple-sklerose-inhalt.html sowie pei.de/…/2004-10-27-ms-hbv-studien.html.
Übrigens: Enkel von MS-Patienten scheinen kein erhöhtes Risiko zu haben, an MS zu erkranken (dmsg.de/…/).
Besprechen Sie Ihre Sorge am besten mit Ihrer Kinderärztin und lassen Sie sich bezüglich der Impfungen für Ihre Tochter individuell beraten.
Mit freundlichen Grüßen
Ihr Gesundes-Kind-Team

Unser Expertenrat vom Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin an der Universitätsmedizin Mainz beantwortet Ihre Fragen zum Thema Impfschutz für Kinder.