Flüchtling während der Stillzeit gegen Masern impfen?

4. März 2015

Sehr geehrter Prof.Dr.med. Knuf,

als betreuende Sozialpädagogin einer kürzlich entbundenen Jugendlichen habe ich folgende Frage an Sie:
Bei der jungen Mutter handelt es sich um ein Flüchtling aus Syrien. Es ist unbekannt, ob diese gegen Masern geimpft ist.

Aufgrund der aktuellen Masernfälle stellt sich mir die Frage, ob es besser wäre, bereits während dem Stillen die Mutter impfen zu lassen.
Daran knüpfen die Fragen:
- kann die Kindsmutter geimpft werden, obwohl unbekannt ist, ob sie ggf schon geimpft wurde?
- ist es ratsam, sie während der Stillphase zu impfen?
- wie lässt sich das Kind bestenfalls schützen (sie wohnt in einer eigenen Wohnung, besucht aber Verwandte in einer Gemeinschaftsunterkunft)

Mit der Bitte um Rückmeldung, verbleibe ich

mit freundlichen Grüßen

S.

Sehr geehrte S.,

eine Impfung der Mutter in der Stillzeit ist möglich, für das Kind leider frühestens mit 9 Monaten. Danach sind dennoch zwei Impfungen laut Impfkalender ab einem Alter von 11 Monaten notwendig.
Personen unter 18 Jahren mit unklarem Immunstatus sollten 2 Masern- (MMR)-Impfungen erhalten.
Da in Kriegsgebieten das Gesundheitssystem zusammenbricht, sind Flüchtlinge meist ungeimpft.
Von Besuchen bei Verwandten mit unklarem Immunstatus ist abzuraten, solange der Säugling keine zweifache Masernimpfung erhalten hat.
Ungeimpfte Säuglinge haben ein hohes Risiko für Komplikationen durch Masern.

Bitte haben Sie Verständnis, dass wir aus der Ferne keine individuelle Beratung durchführen können. Bester Ansprechparter für Ihre Frage ist ein Arzt/eine Ärztin oder das Gesundheitsamt.

Mit freundlichen Grüßen
Ihr Gesundes-Kind Team

*Die in den Antworten gegebenen Informationen entsprechen dem wissenschaftlichen Stand zum Zeitpunkt der Erstellung.
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Unser Expertenrat vom Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin an der Universitätsmedizin Mainz beantwortet Ihre Fragen zum Thema Impfschutz für Kinder.