Impfschutz gegen Windpocken?
6. Oktober 2022
Schützt die echte Pockenimpfung gegen die Windpocken. Die Pockenimpfung war ja früher, ich meine bis in die siebziger Jahre Pflicht. Vielen Dank.
Die echten Pocken (Variola) und die Windpocken (Varizellen) haben einen ähnlichen Namen, weil es bei beiden Erkrankungen zu einem Hautausschlag mit Bläschen (Pocken) kommt, die mit virushaltiger Flüssigkeit gefüllt sind. Es handelt sich jedoch um zwei ganz verschiedene Erkrankungen, die durch völlig unterschiedliche Viren hervorgerufen werden. Die Pockenimpfung schützt daher nicht vor Windpocken. Die echten Pocken gelten seit 1980 weltweit als ausgerottet. In Deutschland wurde die routinemäßige Impfung gegen Pocken in den westlichen Bundesländern im Jahr 1976 und in den östlichen Bundesländern 1982 eingestellt.
Es wird jedoch davon ausgegangen, dass Personen, die in der Vergangenheit mit dem früher eingesetzten Impfstoff gegen Pocken geimpft wurden, aufgrund einer Kreuzimmunität auch einen gewissen Schutz gegen Affenpocken aufweisen, die derzeit auch in Deutschland auftreten. Für besonders gefährdete Personengruppen, für die von der Ständigen Impfkommission STIKO aktuell eine Impfung gegen Affenpocken empfohlen wird, reicht daher zusätzlich zu einer früheren Impfung eine einmalige Impfdosis des modernem Affenpocken-Impfstoffs aus, um den Impfschutz aufzufrischen. Weitere Informationen zu den Affenpocken und zur Impfung finden Sie auf unseren Internetseiten unter gesundes-kind.de/impfungen/affenpocken/ sowie beim Robert Koch-Institut (RKI) unter rki.de/…/FAQ-Liste_Affenpocken_Impfung.html.
Für die Impfung gegen Windpocken wird ein ganz anderer Lebendimpfstoff eingesetzt, der abgeschwächte Windpocken-Viren enthält. Zum Schutz gegen Windpocken empfiehlt die STIKO je eine Impfung im Alter von 11 und 15 Monaten. Versäumte Impfungen sollten baldmöglichst und vor dem 18. Geburtstag nachgeholt werden. Außerdem empfiehlt die STIKO die Impfung gegen Windpocken für bestimmte Personengruppen im Erwachsenenalter. Dazu zählen unter anderem ungeschützte Frauen mit Kinderwunsch, Menschen mit schwerer Neurodermitis, Personen, bei denen eine Behandlung ansteht, welche die Immunabwehr unterdrückt, sowie Personen in bestimmten Tätigkeitsbereichen. Auch nach einer möglichen Ansteckung mit Windpocken kann die Impfung sinnvoll sein.
Nach einer durchgemachten Erkrankung an Windpocken verbleiben Varizella-Zoster-Viren in Nervenzellen, die auch Jahrzehnte später wieder aktiv werden und eine Gürtelrose (Herpes zoster) hervorrufen können. Auch das Impfvirus kann eine Herpes-zoster-Erkrankung verursachen, die jedoch in der Regel deutlich milder verläuft. Zum Schutz gegen Gürtelrose wird für alle Personen ab 60 Jahren und für besonders gefährdete Personen ab 50 Jahren die Impfung mit Herpes-zoster-Totimpfstoff empfohlen.
Weitere Einzelheiten zu Windpocken und Herpes zoster sowie zu den Impfungen finden Sie auf unseren Internetseiten unter gesundes-kind.de/…/ sowie beim Robert Koch-Institut unter rki.de/…/FAQ-Liste_Varizellen_Impfen.html und rki.de/…/FAQ-Liste.html.
Für eine individuelle Beratung wenden Sie sich bitte an Ihren Arzt oder Ihre Ärztin.
Mit freundlichen Grüßen
Ihr Gesundes-Kind-Team

Unser Expertenrat vom Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin an der Universitätsmedizin Mainz beantwortet Ihre Fragen zum Thema Impfschutz für Kinder.