Ist die Rotavirus-Impfung zu empfehlen?

7. März 2017

Hallo Herr Prof. Dr. Knuf,

meine Tochter ist jetzt 7 Wochen alt und wir stehen vor den Impfungen. Mein Kinderarzt rät von der Rota Impfung ab, ich tendiere allerdings eher dafür. Was wäre denn Ihr Expertenrat? Wiegt das Risiko der Nebenwirkungen die Vorsorge auf?

Vielen lieben Dank und beste Grüße

Sehr geehrte Eltern,

die Impfung gegen Rotaviren zählt zu den Standardimpfungen, die von der Ständigen Impfkommission STIKO für alle Säuglinge empfohlen werden. Gemäß Impfkalender der STIKO (gesundes-kind.de/…/) ist die Schluckimpfung gegen Rotaviren ab dem Alter von sechs Wochen vorgesehen und je nach verwendetem Impfstoff werden ein oder zwei weitere Impfdosen im Abstand von vier Wochen gegeben.

Infektionen mit Rotaviren sind die häufigste Ursache von Magen-Darm-Infektionen bei Kindern unter 5 Jahren weltweit. Diese sind in Deutschland meldepflichtig. Auf der Basis dieser Meldungen kann davon ausgegangen werden, dass jährlich mindestens 20.000 Kinder unter 5 Jahren in Deutschland aufgrund einer Rotavirus-Infektion zur Flüssigkeits- und Elektrolytgabe ins Krankenhaus aufgenommen werden müssen, bei rund 50 verläuft die Infektion so schwer, dass eine intensivmedizinische Behandlung erforderlich wird. Durch Vorbeugemaßnahmen wie Hygiene können Rotavirus-Erkrankungen zwar eingedämmt, aber nicht effektiv verhindert werden. Vorrangiges Ziel der Empfehlung für die Rotavirus-Impfung ist es, schwere Erkrankungen insbesondere bei Säuglingen und Kleinkindern zu verhindern. Zudem ist zu erwarten, dass es zu einem Herdenschutz kommen wird und auch bei nichtgeimpften Personen weniger Rotavirus-Infektionen auftreten werden.
In umfangreichen Studien sowie in Beobachtungsstudien nach der Einführung der Rotavirus-Impfung konnte eine hohe Effektivität der Impfstoffe nachgewiesen werden. Die Impfstoffe sind gut verträglich. Zu den möglichen Nebenwirkungen der Rotavirus-Impfung zählen Durchfall, Erbrechen und Reizbarkeit. Die Risiken einer Rotavirus-Infektion wiegen jedoch wesentlich schwerer als das Risiko möglicher Impf-Nebenwirkungen. Allerdings besteht möglicherweise ein geringfügig erhöhtes Risiko für eine Darmeinstülpung (Darminvagination) innerhalb der ersten Woche nach der ersten Rotavirus-Impfung (ein bis zwei zusätzliche Fälle pro 100.000 geimpfte Kinder), das mit dem Alter des geimpften Säuglings zunimmt. Starke Bauchschmerzen, anhaltendes Erbrechen und blutige Stühle weisen auf diese Komplikation hin. Um diesem Risiko zu begegnen, empfiehlt die STIKO dringend, die Impfserie frühzeitig – spätestens bis zum Alter von 12 Wochen - zu beginnen und je nach verwendetem Impfstoff am besten bis zum Alter von 16 bzw. 20 bis 22 Wochen, spätestens jedoch bis zum Alter von 24 bzw. 32 Wochen abzuschließen.
Weitere Informationen zur Rotavirus-Impfung finden Sie in unserer Rubrik „Schutzimpfungen“ unter „Rotaviren“ (gesundes-kind.de/…/).

In der Regel orientieren sich impfende Ärzte und Ärztinnen an den Impfempfehlungen der STIKO. Im Einzelfall kann es Gründe geben, die eine oder andere Impfung nicht durchzuführen. Bitte haben Sie Verständnis, dass wir keine individuelle Impfempfehlung geben können, ohne Ihr Kind und die näheren Umstände zu kennen. Um eine verantwortungsbewusste Impfentscheidung treffen zu können, lassen Sie sich am besten von einem Kinderarzt oder einer Kinderärztin Ihres Vertrauens beraten.

Mit freundlichem Gruß
Ihr Gesundes-Kind-Team

*Die in den Antworten gegebenen Informationen entsprechen dem wissenschaftlichen Stand zum Zeitpunkt der Erstellung.
prof.knuf.jpg

Unser Expertenrat vom Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin an der Universitätsmedizin Mainz beantwortet Ihre Fragen zum Thema Impfschutz für Kinder.