Sechsfach-Impfung später geben?

3. August 2018

Sehr geehrte Damen und Herren, Unser Kind wurde in der 36. Woche geboren. Wir würden gern den 6-fach Impfstoff etwas später impfen lassen. Ist das möglich? Wenn ja, gibt es eine Empfehlung bis wann man es spätestens geimpft haben sollte? Wir wollten gern zuerst die Pneumokokken-Impfung fertig durch impfen lassen und dann im Alter von 10 Monaten mit der 6-fach-Impfung starten.

Sehr geehrte Eltern,

der Ständigen Impfkommission (STIKO) am Robert Koch-Institut zufolge sollten Frühgeborene unabhängig von ihrem Geburtsgewicht entsprechend dem empfohlenen Impfalter geimpft werden.

Die STIKO empfiehlt zum Aufbau einer Grundimmunisierung gegen Tetanus, Diphtherie, Keuchhusten (Pertussis), Kinderlähmung (Polio), Haemophilus influenzae (Hib) und Hepatitis B, die in einer Sechsfach-Kombinationsimpfung durchgeführt werden können, Impfungen im Alter von zwei, drei und vier sowie zwischen elf und 14 Monaten.

Die Teilimpfungen der Impfserie gegen Pneumokokken werden für Reifgeborene ebenfalls im Alter von zwei, vier und elf bis 14 Monaten empfohlen. Frühgeborene erhalten eine Pneumokokken-Impfung mehr, die im Alter von drei Monaten vorgesehen ist.

Für Säuglinge empfiehlt die STIKO außerdem die Impfung gegen Rotaviren. Diese sollte bereits im Alter von 16 bzw. 22 Wochen (je nach Impfstoff) abgeschlossen sein, da mit zunehmendem Alter das - insgesamt sehr geringe - Risiko einer Darmeinstülpung steigt. Die Impfserie muss spätestens bis zum Alter von 24 bzw. 32 Wochen beendet sein.

Weitere empfohlene Impfungen für Kinder und Erwachsene können Sie dem Impfkalender der STIKO entnehmen (gesundes-kind.de/…/).

Die Impfempfehlungen der STIKO gelten in Deutschland als medizinischer Standard. Eine Impfpflicht gibt es in Deutschland jedoch nicht. Auf Basis der Impfstoffzulassung wäre es grundsätzlich möglich, die Sechsfach-Impfung später als empfohlen und wie von Ihnen geplant erst ab dem Alter von zehn Monaten durchzuführen. Dabei ist jedoch zu bedenken, dass das Kind dann auch erst später geschützt ist. Gerade Säuglinge können beispielsweise an Keuchhusten und Hib sehr schwer erkranken, für sie ist ein möglichst früher Impfschutz daher von großer Bedeutung. Zu Beginn des Lauflernalters ist es auch besonders wichtig, dass der Impfschutz gegen Tetanus komplett ist. Der Tetanus-Erreger kann schon über kleinste Wunden in den Körper eindringen und eine lebensbedrohliche Infektion hervorrufen.

Weitere Informationen zur frühen Durchführung von Impfungen sowie Erläuterungen, dass Mehrfachimpfstoffe die Immunabwehr nicht überlasten, finden Sie beim Robert Koch-Institut unter rki.de/…/Schutzimpfungen_20_Einwaende.html. Das kindliche Immunsystem muss sich täglich mit einer vielfach größeren Menge an Antigenen auseinandersetzen, als dies bei Impfungen der Fall ist, und ist hierfür in der Regel gut gerüstet.

Bitte haben Sie Verständnis, dass wir nur allgemeine Hinweise geben können. Lassen Sie sich am besten bei Ihrem Kinderarzt/Ihrer Kinderärztin ausführlich und individuell über die anstehenden Impfungen beraten und aufklären.

Mit freundlichen Grüßen
Ihr Gesundes-Kind Team

*Die in den Antworten gegebenen Informationen entsprechen dem wissenschaftlichen Stand zum Zeitpunkt der Erstellung.
prof.knuf.jpg

Unser Expertenrat vom Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin an der Universitätsmedizin Mainz beantwortet Ihre Fragen zum Thema Impfschutz für Kinder.