Sollen wir den Sechsfach-Impfstoff wechseln?
8. April 2019
Sehr geehrtes Expertenteam,
wir haben vor Ort zwei Kinderärzte. Der eine nutzt Infanrix für die Sechsfachimpfung, der andere Hexyon. Mein Sohn hat die erste Impfung (Infanrix) gut vertragen, aber nun habe ich - auch bezüglich SIDS - viel schlechtes darüber gelesen. Sollte ich die nächste Impfung mit Hexyon machen lassen? Vielen Dank für Ihre Antwort und herzliche Grüße
Grundsätzlich wird empfohlen, die Grundimmunisierung mit nur einem Impfstoff durchzuführen, da nicht untersucht wurde, ob eine „gemischte“ Impfserie die gleiche Wirksamkeit erreicht. Dies bedeutet laut Fachinformationen für den Sechsfach-Impfstoff drei Impfungen im Abstand von jeweil mindestens einem Monat, oder zwei Impfungen im Abstand von zwei Monaten. Die nächste Impfung, die im Abstand von mindestens sechs Monaten gegeben werden soll, könnte auch mit einem anderen, ähnlichen Impfstoff erfolgen.
Zu Ihren Befürchtungen bezüglich des Impfstoffes lässt sich folgendes sagen:
Im Jahr 2000 wurden zwei Sechsfach-Impfstoffe in Europa zugelassen. Im folgenden Jahr erweckten Spontanmeldungen über Todesfälle bei Kindern unter 2 Jahren kurz nach der Impfung den Verdacht, es könne ein Zusammenhang zwischen Impfung und plötzlichem Kindstod (SID) bestehen.
Eine erste statistische Analyse zeigte kein signifikant erhöhtes Risiko bei Säuglingen bis einem Jahr. Bei Kindern zwischen ein und zwei Jahren wurde jedoch bei dieser Studie ein Risiko bezüglich einem der beiden Impfstoffe festgestellt. Allerdings war die Aussagekraft der Studie eingeschränkt, unter anderem wegen der geringen Zahl der Fälle.
Aufgrund dieses Signals (wie die Epidemiologen sagen) wurde vom Bundesministerium für Gesundheit und dem Paul-Ehrlich-Institut eine Studie durchgeführt, die in den darauffolgenden Jahren Fälle von SID untersuchen sollte. Da kein eindeutiger Zusammenhang zwischen Sechsfachimpfung und SID aufgezeigt werden konnte, haben sich die Impfempfehlungen auch nicht geändert. Informationen zur TOKEN-Studie finden Sie unter: rki.de/SharedDocs/FAQ/TOKEN/TOKEN.html
Trotz der hohen Verbreitung von Sechsfachimpfstoffen (>90% Impfquote im 1. Lebensjahr) sind die Fälle von plötzlichem Kindstod in den letzten Jahren kontinuierlich zurückgegangen.
Der in Verdacht gekommene Impfstoff (Hexavac) wurde bereits zu Beginn der TOKEN-Studie nicht mehr vermarktet. Grund hierfür waren niedrige Antikörper-Spiegel gegen die Hepatitis-B-Komponente.
Bitte haben Sie Verständnis, dass wir aus der Ferne keine individuelle Beratung geben können, bester Ansprechpartner für Ihre Frage ist Ihr Kinderarzt / Ihre Kinderärztin.
Mit freundlichen Grüßen
Ihr Gesundes-Kind-Team

Unser Expertenrat vom Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin an der Universitätsmedizin Mainz beantwortet Ihre Fragen zum Thema Impfschutz für Kinder.