Später impfen?

13. Oktober 2022

Hallo,

mein Baby ist gerade 10 Wochen alt und bei der nächsten U stellt sich die Frage nach den Impfungen. Ich möchte mein Kind impfen, allerdings etwas später beginnen (mit ca. 5 Monaten), weil es erst mit 2 Jahren in die Fremdbetreuung kommt. So hatte ich das auch bei meiner jetzt vierjährigen Tochter gemacht: bis sie 2 war, hatte sie alle Impfungen. Unsere Kinderärztin ist einverstanden, sie sieht 5 Monate als letzten Impfbeginn als in Ordnung an.

Nun meine Frage: meine ältere Tochter geht in den Kindergarten und ich mache mir Sorgen, dass sie dort zirkulierende Infektionen übertragen kann, obwohl sie selbst gegen alles geimpft ist. Wie ist das bei Keuchhusten und Co.- kann man diese Krankheiten übertragen, obwohl man selbst geimpft ist? Wenn ja, dann wäre das natürlich ein guter Grund unser Baby doch früher zu impfen. Wenn nein, dann warte ich etwas ab, denn wir sind alle (Mama, Papa, Schwester) gegen alles Gängige geimpft und aufgrund von Corona haben wir gerade sowieso kaum bis keinen Besuch zu Hause.

Für Ihre Antwort wäre ich sehr dankbar!

Die Empfehlungen der Ständigen Impfkommission STIKO gelten in Deutschland als medizinischer Standard (rki.de/…/stiko_node.html). Darauf basieren auch die Informationen, die wir auf www.gesundes-kind.de bieten.

Die STIKO empfiehlt für das Säuglingsalter:

- Impfung gegen Rotaviren ab dem Alter von 6 Wochen durch zwei beziehungsweise drei Schluckimpfungen (je nach Impfstoff) im Abstand von vier Wochen; die Impfserie sollte spätestens im Alter von 12 Wochen begonnen und bis zum Alter von 16 beziehungsweise 22 Wochen (je nach Impfstoff) abgeschlossen sein, da das – wenn auch geringe – Risiko für eine Darmeinstülpung (Invagination) nach Impfung mit dem Alter ansteigt (nach dem Alter von 24 beziehungsweise 32 Wochen darf nicht mehr gegen Rotaviren geimpft werden);

- Impfungen gegen Tetanus, Diphtherie, Keuchhusten (Pertussis), Hib, Kinderlähmung (Poliomyelitis) und Hepatitis B (bevorzugt mit Sechsfach-Impfstoff) sowie die Impfung gegen Pneumokokken im Alter von 2, 4 und 11 Monaten; dabei ist jeweils zwischen den ersten beiden Impfungen ein Mindestabstand von 2 Monaten und zwischen der zweiten und dritten Impfung von 6 Monaten einzuhalten.

Ein möglichst frühzeitiger Impfbeginn ist wichtig, da gerade bei Säuglingen das Risiko erhöht ist, schwer oder sogar lebensbedrohlich beispielsweise an Keuchhusten und Infektionen mit Hib, Pneumokokken oder Rotaviren zu erkranken. Bei verzögertem Impfbeginn ist zu bedenken, dass es einige Zeit dauert, bis die Impfserie und damit der Impfschutz komplett ist. Während dieser Zeit ist das ungeimpfte Kind nicht nur gegenüber Infektionen in der Familie ungeschützt; auch Spielkameraden von Geschwisterkindern, Bekannte und Verwandte der Familie, die Krabbelgruppe oder Kontakte beim Einkaufen und in öffentlichen Verkehrsmitteln können mögliche Infektionsquellen darstellen. Der Keuchhusten-Erreger kann auch von Geimpften übertragen werden, auch wenn diese selbst nicht erkranken. Gesunde Menschen können auch mit Hib oder Pneumokokken besiedelt sein und diese Bakterien weiterverbreiten. Manche Erreger werden nicht oder nicht nur von Mensch zu Mensch übertragen. So können Rotaviren auch über Gegenstände und Lebensmittel verbreitet werden. Der Tetanus-Erreger kommt vor allem im Erdreich vor und kann schon über kleinste Verletzungen, wie sie bereits im Krabbel- oder Lauflernalter vorkommen, in den Körper eindringen.

Eine Übersicht über die empfohlenen Standardimpfungen gibt der Impfkalender unter https://www.gesundes-kind.de/wissenswertes/impfkalender/. Informationen zu allen Impfungen sowie den Erkrankungen, vor denen sie schützen, finden Sie unter https://www.gesundes-kind.de/impfungen/.

Eltern befürchten nicht selten, dass Impfungen das Immunsystem ihres Babys überfordern könnten (siehe auch https://www.gesundes-kind.de/wissenswertes/wann-impfen/kombinationsimpfstoffe/). Doch bereits vom ersten Lebenstag an muss sich der menschliche Organismus mit einer vielfach größeren Menge an Antigenen auseinandersetzen, als dies bei Impfungen der Fall ist. Das kindliche Immunsystem ist hierfür in der Regel gut gerüstet. Weitere Informationen finden Sie unter rki.de/…/Schutzimpfungen_20_Einwaende.html.

Bitte haben Sie Verständnis, dass wir nur allgemeine Hinweise geben können. Lassen Sie sich am besten von einem Kinderarzt/einer Kinderärztin Ihres Vertrauens individuell beraten.

Mit freundlichen Grüßen
Ihr Gesundes-Kind-Team

*Die in den Antworten gegebenen Informationen entsprechen dem wissenschaftlichen Stand zum Zeitpunkt der Erstellung.
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Unser Expertenrat vom Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin an der Universitätsmedizin Mainz beantwortet Ihre Fragen zum Thema Impfschutz für Kinder.