Welche Impfungen sind bei einer Reise nach Malaysia bei Diabetes sinnvoll?
21. Februar 2018
Sehr geehrte Damen und Herren,
mein Sohn (10 Jahre, Typ I Diabetiker) möchte mit seiner Mama in Malaysia (zunächst 1 Woche Kuala Lumpur, dann 1 Woche Borneo/Sarawak/Kuching) Urlaub machen.
Welche Impfungen sind empfehlenswert. Typhus (Schluckimpfung) und Hep. A wurde uns empfohlen. Darüber hinaus wurde uns auch Cholera (off Label) nahegelegt, da dies auch andere Durchfallerkrankungen abdecke. Sogar Tollwut sollen wir in Erwägung ziehen; tatsächlich gibt es in Sarawak seit einer Weile wieder Tollwut-Fälle - aber wenn
man sich von Tieren fernhält und zudem nur 1 Woche da ist, sollte das doch kein so großes Problem sein, oder?
Der komplizierende Faktor ist ganz allgemein natürlich der Diabetes, vor allem wenn es zu Durchfallerkrankungen kommt. Hinzu kommt, dass die Mutter meines Sohnes nur eine mittlere Kompetenz in der Behandlung des Diabetes hat; das bereitet mir als Vater die meisten Sorgen.
Würden Sie insgesamt von solch eine Reise abraten oder ist das Risiko vertretbar. Wenn ja, reicht Typhus, Hep A. und vielleicht Cholera aus?
Herzlichen Dank und freundliche Grüße
C.S.
Sehr geehrter Herr S.,
generell sollte vor Reisen der für Deutschland von der Ständigen Impfkommission STIKO empfohlene Impfschutz bei Kindern wie Erwachsenen komplett sein.
Für die geplante Reise nach Malaysia sollten außerdem die Reise- und Sicherheitshinweise des Auswärtigen Amtes beachtet werden (auswaertiges-amt.de/…/223616). Als Reiseimpfungen empfiehlt das Auswärtige Amt die Impfung gegen Polio (Kinderlähmung), die in Deutschland zu den Standardimpfungen zählt, sowie gegen Hepatitis A und gegen Typhus, bei Langzeitaufenthalt oder besonderer Exposition auch gegen Hepatitis B und Tollwut sowie Japanische Enzephalitis. Das CRM Centrum für Reisemedizin empfiehlt, je nach Reisestil und Aufenthaltsbedingungen für Malaysia Impfungen gegen Cholera und weitere Impfungen zu erwägen (crm.de/transform.asp).
Bei der Tollwut handelt es sich um eine tödlich verlaufende Infektionskrankheit, die durch Viren verursacht wird, welche mit dem Speichel infizierter Tiere oder Menschen übertragen werden können. Nach Angaben des Auswärtigen Amtes besteht landesweit, vor allem auf der malayischen Halbinsel, ein hohes Risiko für Bissverletzungen durch streunende Hunde und damit für eine Übertragung der Tollwut. Die notwendigen medizinischen Maßnahmen nach Bissverletzungen eines Ungeimpften sind in Malaysia nicht immer möglich. Deshalb kommt einer vorbeugenden Tollwutimpfung eine besondere Bedeutung zu.
Die meisten Fälle einer Japanischen Enzephalitis, einer durch Moskitos übertragenen Virusinfektion des Gehirns, treten in ländlichen Gebieten (v.a. Sarawak) auf. Daher empfiehlt das Auswärtige Amt vor allem bei längeren Aufenthalten auf dem Land neben einem guten Mückenschutz die Impfung gegen Japanische Enzephalitis. Die Deutsche Gesellschaft für Tropenmedizin und Internationale Gesundheit (DTG) empfiehlt zudem, die Impfung gegen Japanische Enzephalitis bei Reisen in Endemiegebiete während der Hauptübertragungszeit bei Risikofaktoren wie Diabetes mellitus in Erwägung zu ziehen (dtg.org/…/240-japanische-enzephalitis.html).
Nach Angaben des Auswärtigen Amtes besteht in Malaysia landesweit ein erhöhtes Risiko für Durchfallerkrankungen und Cholera. In der Regel lassen sich durch eine entsprechende Lebensmittel- und Trinkwasserhygiene die meisten Durchfallerkrankungen vermeiden. Wie die DTG erläutert, können durch die Cholera-Impfung induzierte antitoxische Antikörper im Darm teilweise auch eine Schutzwirkung gegen das "cholera-like-Toxin" enterotoxischer E. coli (ETEC), einem der häufigen Erreger der Reisediarrhoe, vermitteln. Insgesamt errechnet sich nach bisheriger Datenlage für die nicht nach Ursachen differenzierte Reisediarrhoe eine Wirksamkeit der Cholera-Impfung von unter 30 Prozent. Die Anwendung sollte auf Personen beschränkt werden, für die eine Reisediarrhoe ein erhöhtes Risiko darstellt. Der Einsatz im sog. "Off-Label-Use" sollte für bestimmte Risikogruppen, zu denen auch Menschen mit Diabetes mellitus zählen, in Betracht gezogen werden (dtg.org/…/247-cholera.html).
Neben den Reiseimpfungen sind in Malaysia auch ein guter Mückenschutz und je nach Reiseprofil eventuell eine medikamentöse Malariaprophylaxe wichtig.
Bitte haben Sie Verständnis, dass wir über diese allgemeinen Hinweise hinaus keine individuellen Impfempfehlungen geben können. Welche Impfungen im Einzelfall sinnvoll sind, hängt außer vom aktuellen Infektionsrisiko vor Ort unter anderem auch von der Art und Dauer der geplanten Reise und vom Gesundheitszustand ab. Bitte lassen Sie sich daher von einem reisemedizinisch tätigen Arzt / einer Ärztin individuell beraten.
In der Regel brauchen Kinder mit Diabetes nicht auf Reisen zu verzichten. Die gesundheitlichen Risiken sind jedoch individuell abzuwägen. Dabei spielt neben der Art der Reise beispielsweise auch eine Rolle, wie stabil der Blutzucker eingestellt ist und ob eine medizinische Notfallversorgung vor Ort gewährleistet werden kann.
Für Diabetiker ist bei Fernreisen eine gute Vorbereitung wichtig. Unter anderem ist darauf zu achten, dass ausreichend Insulin und Zubehör mitgenommen wird und diese korrekt gelagert werden. Außerdem sollte ein internationaler Diabetes-Ausweis sowie für die Kontrolle am Flughafen ein ärztliches Attest mit Auflistung aller notwendigen Medikamente und Hilfsgerätschaften mitgeführt werden. Auf der Reise sind die möglichen Auswirkungen der Zeitumstellung und ggf. eine Anpassung der Insulindosis zu berücksichtigen. Weitere Tipps und Infos zu Fernreisen mit Diabetes finden Sie zum Beispiel auf den Internetseiten der Deutschen Diabetes-Hilfe (diabetesde.org/…/fernreisen_mit_diabetes).
Sie bzw. die Mutter Ihres Sohnes sollten sich rechtzeitig vor der Reise umfassend beim behandelnden Arzt / der Ärztin beraten lassen.
Mit freundlichen Grüßen
Ihr Gesundes-Kind-Team

Unser Expertenrat vom Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin an der Universitätsmedizin Mainz beantwortet Ihre Fragen zum Thema Impfschutz für Kinder.