Wie Baby vor Hepatitis B schützen?
14. November 2019
Liebes Gesundes-Kind-Team,
mein Vater ist an einer chronischen Hep B erkrankt. Ich habe mich wohl im Alltag von ihm angesteckt (vermutlich über gemeinsame Gegenstände, mit seinem Blut kam ich zumindest wissentlich nie in Kontakt), dabei habe ich damals noch nicht mal mehr zu Hause gewohnt. Bei mir ist die Hepatitis zum Glück ausgeheilt und ich habe nun lebenslangen Schutz. Aktuell bin ich schwanger und frage mich, ob mein Baby durch meine Antikörper vor der ersten Impfung ebenfalls geschützt sein wird. Ich möchte meinem Vater den Zugang zu seinem Enkelkind natürlich nicht verwehren, habe aber gleichzeitig Angst, dass mein Vater mein Baby durch Küsschen (=Speichel) anstecken könnte. Wie sollen wir das am besten handhaben? Und wird mein Baby überhaupt Schutz nach der ersten Impfung haben oder muss man alle 4 abwarten (wobei die 4. ja erst mit 11 Monaten verabreicht wird!)? Wie hoch ist die Gefahr, dass mein Vater mein Baby bei seinen Besuchen anstecken könnte?
Ich wäre Ihnen für eine Antwort sehr dankbar!
Viele Grüße
Hepatitis B löst häufig keine oder nur geringe Beschwerden aus. Viele Menschen bemerken eine Infektion daher gar nicht und können andere anstecken, ohne es zu wissen. Infizierte können Hepatitis-B-Viren (HBV) auch schon vor Ausbruch von Krankheitszeichen übertragen. Eine Ansteckung erfolgt vor allem auf sexuellem Wege oder innerhalb einer Wohngemeinschaft, ist aber auch im medizinischen Umfeld, beim Piercen oder Tätowieren möglich, wenn nicht hygienisch gearbeitet wird. Hepatitis-B-Viren können durch Blut und andere Virus-haltige Körperflüssigkeiten übertragen werden, wenn diese über verletzte Haut oder die Schleimhäute in den Körper gelangen. Speichel, Tränenflüssigkeit, Sperma, Scheidensekret, Menstrualblut und Kolostrum enthalten wesentlich geringere Konzentrationen des Virus als Blut.
Nach Angaben des Robert Koch-Instituts sind HBV-Infizierte – unabhängig von Krankheitszeichen – ansteckend, solange Marker der Virusvermehrung (HBV-DNA, Antigene HBsAg oder HBeAg) nachweisbar sind. Je nach Höhe der Werte ist die Ansteckungsgefahr unterschiedlich groß. Durch eine wirksame antivirale Therapie ist die Ansteckungsfähigkeit erheblich reduziert.
Ein möglicher Übertragungsweg ist auch der von infizierten Müttern auf ihr Kind während der Geburt. Bei allen Schwangeren erfolgt daher eine Blutuntersuchung auf HBsAg. Bei positivem Befund erhält das Neugeborene direkt nach der Geburt Immunglobulin. In diesen Fällen und auch wenn der HBsAg-Status der Mutter unbekannt ist, wird bereits beim Neugeborenen mit der Impfserie mit Hepatitis-B-Einzelimpfstoff begonnen, für den verschiedene Impfschemata zugelassen sind, um rasch einen Schutz zu erzielen. Der Impferfolg wird dann nach Abschluss der Impfserie durch Bestimmung der Antikörper kontrolliert.
Impfungen gegen Hepatitis B zählen zum Standard-Impfprogramm für Säuglinge ab dem Alter von zwei Monaten. Die Impfung wird von der Ständigen Impfkommission STIKO außerdem für Risikogruppen jeden Alters empfohlen. Dazu zählen z.B. Personen, die ein erhöhtes Ansteckungsrisiko haben, z.B. im Beruf oder bei Kontakt mit HBsAG-Trägern in der Familie bzw. Wohngemeinschaft, oder die durch eine Immunstörung oder eine andere Erkrankung besonders gefährdet sind, dass eine Hepatitis B einen schweren Verlauf nimmt. Bei diesen Risikogruppen sollte der Erfolg der Impfung nach Abschluss der Impfserie ebenfalls überprüft werden. Nach der allgemeinen Grundimmunisierung im Säuglings- und Kindesalter ist die Überprüfung des Impferfolgs nicht nötig.
Für die Grundimmunisierung im Säuglingsalter mit Sechsfach-Impfstoff gegen Tetanus, Diphtherie, Hib, Keuchhusten, Kinderlähmung und Hepatitis B empfiehlt die STIKO vier Impfungen im Alter von zwei, drei, vier sowie elf bis 14 Monaten. Zur Immunisierung gegen Hepatitis B mit Einzelimpfstoff reichen drei Impfstoffdosen aus. Bei einem Teil der gegen Hepatitis B Geimpften ist bereits zwei bis vier Wochen nach der ersten oder zweiten Impfdosis ein Anstieg des Antikörper-Titers nachweisbar. Ob und wie lange dies mit einer Schutzwirkung einhergeht, ist unklar. Nach der dritten Dosis lassen sich bei einem hohen Anteil der Geimpften schützende Antikörper nachweisen.
Nach Einschätzung des Robert Koch-Instituts ist das Übertragungsrisiko für Hepatitis B innerhalb der Familie oder im Freundeskreis bei Einhaltung allgemein üblicher häuslicher Hygiene gering. Personen mit einer aktiven Infektion sollten sich stets so verhalten, dass andere Personen nicht gefährdet werden. Das gemeinsame Benutzen von z.B. Nagelscheren, Zahnbürsten oder Rasierapparaten sollte unterbleiben. Unbedingt zu vermeiden ist das Eindringen von Blut einer infizierten Person in die Blutbahn oder in das Gewebe einer anderen Person.
Zuverlässige Angaben zum Nestschutz eines Säuglings durch Antikörper der Mutter, die gegen Hepatitis B geimpft ist oder die Erkrankung durchgemacht hat, liegen nicht vor.
Kinder erkranken nur selten an Hepatitis B. Im Jahr 2018 wurden in allen Altersgruppen insgesamt 4.507 Erkrankungsfälle gemeldet, fünf betrafen Säuglinge im ersten Lebensjahr.
Weitere Informationen finden Sie beim Robert Koch-Institut unter rki.de/…/FAQ-Liste_HepB_Impfen.html sowie rki.de/…/Ratgeber_HepatitisB.html.
Bitte haben Sie Verständnis, dass wir nur allgemeine Hinweise geben, aber keine individuelle Beratung leisten können. Besprechen Sie Ihre Fragen am besten mit Ihrem Arzt / Ihrer Ärztin oder auch mit dem späteren Kinderarzt / der Kinderärztin Ihres Kindes. Auch Ihr Vater sollte sich von seinem Arzt/seiner Ärztin, der/die seine aktuellen Befunde kennt, individuell beraten lassen.
Mit freundlichen Grüßen
Ihr Gesundes-Kind-Team

Unser Expertenrat vom Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin an der Universitätsmedizin Mainz beantwortet Ihre Fragen zum Thema Impfschutz für Kinder.