Cholera-Impfung

Krankheitsbild

Die Cholera ist eine Durchfallerkrankung, die sehr schwer verlaufen und innerhalb weniger Stunden zu einem starken Flüssigkeits- und Elektrolytverlust führen kann. Ohne Behandlung sterben viele der schwer Erkrankten an den Folgen der starken Austrocknung.

Übertragung und Vorkommen

Cholera-Bakterien werden hauptsächlich durch Trinkwasser oder Lebensmittel übertragen, die mit Fäkalien verunreinigt sind. Cholera-Ausbrüche treten insbesondere in Regionen mit ungenügenden sanitären Verhältnissen und in Krisengebieten auf.

Vorbeugung

Reisenden wird empfohlen, auf eine konsequente Nahrungsmittel- und Sanitärhygiene zu achten.

Für Reisende in Risikogebiete kann eine Impfung sinnvoll sein.

Impfstoff

Totimpfstoff sowie Lebendimpfstoff als Schluckimpfung

Impfempfehlung

für Reisen in Infektionsgebiete mit besonders hoher Gefährdung

 

Unser Rat für Sie:
Erkundigen Sie sich vor Fernreisen nach dem Cholera-Risiko vor Ort und halten Sie sich konsequent an die Hygieneregeln.

Wenn Sie noch mehr hierzu wissen möchten, wenden Sie sich an Ihren Arzt/Ihre Ärztin oder an die Experten der Universitätsklinik Mainz.

Krankheitsbild Cholera

Symptome und Verlauf

Die Cholera wird durch Bakterien (Vibrio cholerae) hervorgerufen. Nur ein kleiner Teil der Menschen, die sich beispielsweise im Rahmen eines Ausbruchs infizieren, erkrankt und die meisten von ihnen entwickeln nur milde Krankheitszeichen. Ist das Immunsystem jedoch geschwächt, beispielsweise durch Mangelernährung, kann es zu schweren Verläufen kommen.

Erste Krankheitszeichen treten innerhalb einiger Stunden bis Tage auf, nachdem der Keim in den Körper aufgenommen wurde.

Vorherrschende Symptome der Cholera sind wässrige Durchfälle. Bei schwerem Verlauf können die voluminösen, wässrigen Durchfälle (Reiswasserstühle), die zu Beginn häufig mit starkem Erbrechen einhergehen, innerhalb von Stunden einen massiven Flüssigkeits- und Salzverlust verursachen, der unbehandelt zu Kreislaufschock und Tod führen kann. Bei rechtzeitiger Flüssigkeits- und Elektrolytzufuhr sinkt die Sterblichkeit auf unter 1 Prozent.

 

Erkennung und Behandlung

Bei Menschen in Infektionsgebieten bzw. nach einem Aufenthalt dort weisen die typischen Krankheitszeichen auf eine Cholera-Erkrankung hin. Mit Hilfe einer Stuhlprobe kann der Erreger im Labor nachgewiesen werden.

Wichtigstes Ziel der Behandlung ist es, den Flüssigkeits- und Elektrolythaushalt durch Trinken oder durch Zufuhr direkt in die Vene rasch auszugleichen. Bei schweren Verläufen der Cholera werden zusätzlich Antibiotika gegeben, um die Dauer der Erkrankung abzukürzen. Zudem sind strenge Hygienemaßnahmen erforderlich.

 

Übertragung und Vorkommen

Die Cholera wird meist durch verunreinigtes Trinkwasser oder Lebensmittel wie Gemüse, Fisch und Meeresfrüchte übertragen, die mit den Darmausscheidungen eines Infizierten in Kontakt gekommen sind. Ansteckungen von Mensch zu Mensch sind selten, können bei direktem Kontakt mit Erkrankten oder ihren Ausscheidungen jedoch nicht ausgeschlossen werden.

Das Risiko für Reisende, an Cholera zu erkranken, ist sehr gering, sofern die Maßnahmen zur Vorbeugung beachtet werden und kein enger Kontakt mit Erkrankten, zum Beispiel in Krankenhäusern, besteht.

Cholera tritt vor allem in Regionen mit niedrigen Hygienestandards, insbesondere mit unzureichendem Zugang zu sauberem Trinkwasser, schlechter Abwasserentsorgung und in Krisengebieten mit fehlender Infrastruktur auf. Im Jahr 2020 wurden nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation WHO 323.320 Fälle, darunter 857 Todesfälle, aus 27 Ländern gemeldet (siehe Bericht). Der WHO zufolge wird jedoch nur ein kleiner Teil der auftretenden Fälle offiziell gemeldet. Schätzungen gehen von jährlich 1,3 bis 4 Millionen Erkrankungen an Cholera und 21.000 bis 143.000 Verstorbenen aus.

In Europa treten nur vereinzelte Erkrankungen auf, die von Reisenden eingeschleppt werden. In Deutschland wurde im Jahr 2020 kein Cholera-Fall gemeldet. Seit 2001 wurden insgesamt 28 Fälle übermittelt. Ausgehend von auf Reisen erworbenen Erkrankungen kam es in Deutschland zu keinen weiteren Übertragungen.  

 

Vorbeugung

Zur Verhütung der Cholera ist sauberes Trinkwasser und eine gute Nahrungsmittel- und Sanitärhygiene am wichtigsten.

Nicht nur zum Schutz vor Cholera, sondern auch vor anderen Magen-Darm-Infektionen sollten Reisende:

  • nur abgekochtes Wasser oder Mineralwasser verwenden,
  • Obst und Gemüse geschält und/oder gekocht essen,
  • Fleisch und Fisch nur gekocht oder gebraten verzehren,
  • rohe Zubereitungen wie Salate, ungenügend erhitzte Meeresfrüchte, rohe Milch und Molkereiprodukte meiden,
  • auf eine gute Händehygiene achten.

Außerdem sollten in Infektionsgebieten öffentliche Schwimmbäder und das Baden in Lagunen vermieden werden, da diese bei Epidemien Cholera-Bakterien enthalten können, die durch Verschlucken von Wasser aufgenommen werden können.

Zur weiteren Vorbeugung gegen Cholera sind Impfstoffe verfügbar. Sie haben aber nur einen begrenzten Effekt und können das Einhalten von Hygieneregeln nicht ersetzen.

Impfung gegen Cholera

Impfstoff

Zur Impfung gegen Cholera stehen in Deutschland Schluckimpfstoffe zur Verfügung, die ab dem Alter von zwei Jahren zugelassen sind. Bei einem der Impfstoffe handelt es sich um einen Totimpfstoff, bei dem anderen um einen Lebendimpfstoff.

 

Anwendung des Impfstoffs

Cholera-Impfstoffe werden in einem Glas Wasser aufgelöst und getrunken. Etwa eine Stunde vor und nach der Schluckimpfung sollten Geimpfte nichts anderes zu sich nehmen.

Zur Grundimmunisierung mit dem Totimpfstoff sind bei Erwachsenen und Kindern ab sechs Jahren zwei Impfungen erforderlich. Kinder zwischen zwei und sechs Jahren sollten drei Dosen erhalten. Die Impfdosen sind in Abständen von einer Woche bis sechs Wochen zu verabreichen. Wenn zwischen den Impfstoffgaben mehr als sechs Wochen liegen, muss die Grundimmunisierung von vorn begonnen werden.

Die Schutzwirkung gegen Cholera tritt etwa eine Woche nach der Impfung ein. Um einen kontinuierlichen Schutz zu erreichen, wird für Kinder im Alter von zwei bis sechs Jahren eine Auffrischungsimpfung innerhalb von sechs Monaten, bei Kindern ab sechs Jahren und bei Erwachsenen innerhalb von zwei Jahren empfohlen.

Zur Grundimmunisierung mit dem Lebendimpfstoff erfolgt die Einnahme einer Einzeldosis spätestens 10 Tage vor einem möglichen Kontakt mit dem Erreger. Bezüglich Auffrischimpfungen liegen keine Empfehlungen vor.

Kindern unter zwei Jahren sollten die Cholera-Impfstoffe nicht verabreicht werden.

 

Wirksamkeit des Impfstoffs

Bei Menschen, die in Verbreitungsgebieten der Cholera leben, wurde für den Totimpfstoff eine Wirksamkeit von bis zu 86 Prozent im ersten halben Jahr nach Impfung aufgezeigt.

In Studien zum Lebendimpfstoff mit experimentellen Infektionen wurden Schutzraten von 80 bis 90 Prozent 10 Tage bzw. 90 Tage nach Impfung gefunden.  

 

Wer geimpft sein sollte

Für Urlaubsreisende ist das Risiko, an Cholera zu erkranken, sehr gering. Für die meisten Reisenden ist eine Cholera-Impfung daher nicht notwendig.

Die Ständige Impfkommission STIKO empfiehlt die Impfung gegen Cholera bei besonders hoher Gefährdung, zum Beispiel bei

  • Reisen in Gebiete, in denen Cholera verbreitet ist, mit voraussichtlich ungesichertem Zugang zu Trinkwasser,
  • längerfristiger Tätigkeit in Cholera-Gebieten, zum Beispiel für medizinisches Personal,
  • Einsatz in der Katastrophenhilfe.

Gemäß neuerer Daten zum Totimpfstoff bietet die Impfung gegen Cholera keinen hinreichenden Schutz gegen enterotoxische Escherichia coli (ETEC), die Reisedurchfall hervorrufen können; die Impfung ist daher nicht mehr zur Vorbeugung einer solchen Infektion angezeigt. Für den Lebendimpfstoff liegen hierzu keine Daten vor.

Bitte lassen Sie sich rechtzeitig von einem reisemedizinisch fortgebildeten Arzt bzw. einer Ärztin beraten (Arztsuche z. B. beim reisemedizinischen Infoservice „fit for travel“) und beachten Sie auch die Reiseimpfempfehlungen der STIKO sowie die Reise- und Sicherheitshinweise des Auswärtigen Amtes für Ihr Reiseziel.

 

Wer nicht geimpft werden sollte

Bei akuter Magen-Darm-Erkrankung oder fiebriger Erkrankung sollte die Cholera-Impfung auf einen späteren Zeitpunkt verschoben werden.

Bei bekannter Überempfindlichkeit gegen Impfstoffbestandteile darf nicht geimpft werden.

Menschen mit geschwächtem Immunsystem dürfen den Lebendimpfstoff nicht erhalten.

 

Nebenwirkungen des Impfstoffs

Zu den möglichen Nebenwirkungen der Impfung gegen Cholera zählen folgende Impfreaktionen und seltene Komplikationen:

Mögliche Lokal- und Allgemeinreaktionen

Mögliche Nebenwirkungen sind unter anderem Kopfschmerzen, Bauchschmerzen, Durchfall sowie Übelkeit und Erbrechen.

Alle diese Erscheinungen sind nur vorübergehend.

Mögliche Komplikationen

Es gibt sehr selten Berichte über allergische Reaktionen.

Weitere Nebenwirkungen sind der Packungsbeilage zu entnehmen.

Weitere Informationen finden Sie auch unter "Mögliche Nebenwirkungen".

Der Arzt bzw. die Ärztin wird Sie individuell beraten und vor einer Impfung ausführlich über Nutzen und mögliche Risiken aufklären. Weitere Hinweise finden Sie unter „Information vor der Impfung“.

31.01.2023 / Redaktion Gesundes-Kind.de
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