Impfung gegen Grippe (Influenza)

Krankheitsbild

Symptome der "echten" Grippe (Influenza) sind Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen, trockener Reizhusten und ein ausgeprägtes Krankheitsgefühl, seltener auch Übelkeit, Erbrechen und Durchfall. Komplikationen wie Lungenentzündung, Entzündung des Herzmuskels oder Gehirns können hinzukommen.

Übertragung und Vorkommen

Influenza-Viren sind auf der ganzen Welt verbreitet. Sie werden vor allem durch Tröpfchen, die beispielsweise beim Husten und Niesen freigesetzt oder über die Hände übertragen.

Vorbeugung

Gegen Grippe steht eine Schutzimpfung zur Verfügung. Außerdem verringern Hygienemaßnahmen wie häufiges Händewaschen das Ansteckungsrisiko.

Impfstoff

Totimpfstoffe zur Injektion (in der Spritze) sowie Lebendimpfstoff, der als Nasenspray verabreicht wird

Impfempfehlung

jährliche Impfung für alle Menschen ab 60 Jahren; Impfung außerdem für schwangere Frauen sowie für alle Altersgruppen bei erhöhter gesundheitlicher Gefährdung  

 

Unser Rat für Sie:

Insbesondere schwangere Frauen, Über-60-Jährige sowie Menschen mit erhöhter gesundheitlicher Gefährdung sollten auf einen Influenza-Impfschutz achten. Ihr Arzt/Ihre Ärztin berät Sie, ob Ihr Kind oder Sie selbst geimpft werden sollten.

Wenn Sie noch mehr hierzu wissen möchten, wenden Sie sich an Ihren Arzt/Ihre Ärztin oder an die Experten der Universitätsklinik Mainz.

Krankheitsbild Grippe (Influenza)

Symptome und Verlauf

Eine Infektion mit Grippe-Viren kann nur mit leichten oder ganz ohne Beschwerden verlaufen, aber auch zu einem schweren, lebensbedrohlichen Krankheitsbild führen.

Typische Symptome der Grippe (Influenza), die durchschnittlich ein bis zwei Tage nach der Ansteckung einsetzen, sind plötzliches Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen und trockener Reizhusten. Es kann zu allgemeiner Schwäche, Schweißausbrüchen und seltener zu Übelkeit, Erbrechen oder Durchfall kommen. Nach etwa fünf bis sieben Tagen klingen die Beschwerden in der Regel  ab. Die gänzliche Erholung von der Erkrankung dauert aber nicht selten mehrere Wochen.

Etwa ein Drittel der Infizierten erkrankt mit den genannten Symptomen, ein Drittel zeigt eine mildere Symptomatik (wie bei Erkältungs­krank­hei­ten) und ein Drittel entwickelt gar keine Symptome.

Eine gefürchtete Komplikation der Grippe ist die Lungenentzündung, die durch die Influenza-Viren selbst oder durch eine zusätzliche Infektion mit Bakterien hervorgerufen wird. Bei Kindern können sich auch Mittelohrentzündungen entwickeln. In seltenen Fällen treten Entzündungen des Gehirns oder des Herzmuskels auf.

Ältere Personen, Schwangere und Menschen mit bestimmten chronischen Grunderkrankungen haben ein höheres Risiko für schwere Verläufe einer Grippe.

 

Erkennung und Behandlung

Am sichersten nachgewiesen wird das Influenza-Virus im Labor. Darüber hinaus gibt es Schnelltests für den Einsatz in der Arztpraxis, die bei positivem Ergebnis einen Verdacht auf Grippe bestätigen, bei negativem Ergebnis jedoch nicht ausschließen.

Meist werden bei einer Grippe nur die Beschwerden behandelt. Bei Verdacht auf einen schweren Verlauf einer Influenza-Erkrankung oder wenn ein erhöhtes Risiko besteht, können antivirale Medikamente verordnet werden, die möglichst innerhalb von 48 Stunden nach Einsetzen der ersten Symptome verabreicht werden sollten. Vor allem für Risikogruppen, wie zum Beispiel chronisch Kranke, ist es wichtig, in der Grippe-Saison bei ersten Anzeichen baldmöglichst eine Arztpraxis aufzusuchen.

Bei bakteriellen Begleitinfektionen werden Antibiotika eingesetzt.

 

Übertragung und Vorkommen

Erreger der Influenza sind Orthomyxoviren. Beim Menschen spielen Influenza-A- und B-Viren eine Rolle.

Die saisonale Influenza wird seit Jahrzehnten von den Influenza-A-Subtypen H1N1 und H3N2 sowie von den beiden Influenza-B-Linien B-Victoria und B-Yamagata hervorgerufen. Von diesen vier Gruppen zirkulieren weltweit verschiedene Varianten. Es ist je nach Saison unterschiedlich, welche Gruppe und welche Variante davon vorherrscht. Weltweit untersuchen Referenzlaboratorien die zirkulierenden Influenzaviren und übermitteln ihre Ergebnisse an die Weltgesundheitsorganisation WHO, die auf dieser Basis die aktuell am besten passenden Varianten der vier Virusgruppen für den Influenza-Impfstoff der kommenden Grippesaison empfiehlt.

Grippe-Viren werden durch Tröpfcheninfektion übertragen, vor allem beim Husten, Niesen oder bei direktem Kontakt mit Erkrankten. Auch eine indirekte Übertragung über die Hände und Gegenstände, auf die virushaltiges Sekret gelangte, ist möglich.

In gemäßigten Zonen der nördlichen und südlichen Hemisphäre treten die meisten Grippe-Erkrankungen saisonal während Grippewellen auf, zu denen es dort regelmäßig in den jeweiligen Wintermonaten kommt. In tropischen Ländern tritt die Influenza ganzjährig auf, der Verlauf kann jedoch wellenförmig sein.

Es kann auch zu einer Grippe-Pandemie kommen, bei der sich eine neue Virusvariante, gegen die kaum Immunität besteht, weltweit verbreitet. So trat 2009/10 eine Pandemie durch eine Variante des Influenza-Virus-Subtyps A H1N1 auf, die als „Schweinegrippe“ bekannt wurde. Ebenfalls durch eine Variante des Subtyps A H1N1 verursacht wurde die sogenannte Spanische Grippe in den Jahren 1918 bis 1920, die Schätzungen zufolge mehr als 50 Millionen Todesopfer forderte.  

In Deutschland erkranken jährlich während einer saisonalen Grippewelle zwischen 2 und 10 Millionen Menschen an Influenza. Die Zahl der Infektionen während einer Grippewelle - nicht jeder Infizierte erkrankt - wird auf 5 bis 20 Prozent der Bevölkerung geschätzt, in Deutschland wären das 4 bis 16 Millionen Menschen. Die Zahl der geschätzten Todesfälle kann zwischen den einzelnen Grippewellen stark schwanken. Die meisten Influenza-bedingten Todesfälle in den letzten Jahren gab es in der Saison 2017/2018, während der nach Angaben des Robert Koch-Instituts schätzungsweise 25.100 Menschen an der Grippe verstarben.


Vorbeugung

Zum Schutz vor Grippe stehen Impfungen zur Verfügung.

Hygienemaßnahmen wie häufiges Händewaschen, Abstand halten zu Erkrankten sowie regelmäßiges Lüften in Räumen, in denen sich Erkrankte aufhalten, können das Risiko einer Ansteckung mit Grippe verringern. Um eine Weiterverbreitung der Erreger zu vermindern, sollten Erkrankte sich beim Husten oder Niesen von anderen abwenden und ein Einmaltaschentuch benutzen oder die Ellenbeuge vorhalten, nicht aber die Hand.

In bestimmten Fällen kann der Arzt/die Ärztin den vorbeugenden Einsatz antiviraler Medikamente erwägen.

Impfung gegen Grippe (Influenza)

Impfstoff

Die meisten der in Deutschland zugelassenen Impfstoffe gegen Grippe sind Totimpfstoffe. Diese enthalten inaktivierte Viren beziehungsweise Bestandteile der Viren. Für Kinder und Jugendliche ist zudem ein Lebendimpfstoff zugelassen, der abgeschwächte Viren enthält. Die Impfstoffe können keine Grippe verursachen, rufen jedoch eine schützende Abwehrreaktion des Immunsystems hervor.

Die Ständige Impfkommission STIKO empfiehlt die Impfung gegen saisonale Influenza mit einem quadrivalenten Grippe-Impfstoff. Quadrivalente Grippe-Impfstoffe (Vierfach-Impfstoffe) sind gegen die Virus-Typen A H1N1, A H3N2 und die beiden B-Linien gerichtet.

Die saisonalen Grippe-Impfstoffe werden jedes Jahr neu zusammengestellt und enthalten die Virusvarianten, die für die kommende Saison erwartet werden. Entsprechende Empfehlungen zur Impfstoffzusammensetzung gibt die Weltgesundheitsorganisation WHO jedes Jahr für die Nord- und Südhemisphäre getrennt heraus. Die jährliche Impfung wird auch dann empfohlen, wenn die Zusammensetzung des Impfstoffs gegenüber dem Vorjahr unverändert bleibt.

 

Anwendung des Impfstoffs

Totimpfstoffe (inaktivierte Impfstoffe) werden als Injektion (in der Spritze) gegeben. Die meisten der inaktivierten Impfstoffe sind ab dem Alter von 6 Monaten zugelassen.

Kinder (bei den meisten Impfstoffen bis zum Alter von 9 Jahren), die zuvor noch nie gegen Grippe geimpft wurden, sollten nach einem Zeitraum von mindestens 4 Wochen eine zweite Impfdosis erhalten.

Der Hühnereiweiß-freie inaktivierte Impfstoff ist ab dem Alter von 2 Jahren zugelassen.

Hochdosis-Impfstoff ist ab dem Alter von 60 Jahren zugelassen.

Lebendimpfstoff, der für Kinder ab zwei Jahren und Jugendliche bis einschließlich 17 Jahren zugelassen ist, wird als Spray in beide Nasenlöcher verabreicht. Kinder und Jugendliche, die zuvor noch nie gegen Grippe geimpft wurden, sollten frühestens nach 4 Wochen eine zweite Dosis des Lebendimpfstoffs bekommen.

Impfungen mit dem jeweils aktuellen Influenza-Impfstoff sollten jährlich vor der Grippe-Saison durchgeführt werden. Die jährliche Influenzawelle beginnt in Deutschland meist nach der Jahreswende. Da es 10 bis 14 Tage dauert, bis der Impfschutz vollständig aufgebaut ist, empfiehlt die Ständige Impfkommission STIKO, sich am besten ab Oktober bis Mitte Dezember impfen zu lassen. Aber auch zu Beginn und im Verlauf der Grippe­welle kann es sinnvoll sein, eine versäumte Impfung nach­zu­holen.

Falls auch eine Impfung gegen COVID-19 ansteht, kann die Impfung gegen Grippe, sofern sie mit Totimpfstoff durchgeführt wird, zeitgleich beim selben Impftermin erfolgen. Dabei ist zu beachten, dass bei der gleichzeitigen Impfung gegen Grippe und COVID-19 häufiger vorübergehende Impfreaktionen auftreten können als bei der Impfung an unterschiedlichen Terminen.

 

Wirksamkeit des Impfstoffs

Die Schutzwirkung der Influenza-Impfung kann je nach Saison sehr unterschiedlich sein. Nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) lag in europäischen und US-amerikanischen Studien die Wirksamkeit der Influenza-Impfung in Bezug auf die Verhinderung laborbestätigter, Influenza-bedingter Arztkonsultationen in den Saisons 2010/11 bis 2019/20 jeweils zwischen 20 und 60 Prozent.

Zudem wurde in zahlreichen Studien gezeigt, dass eine Erkrankung an Influenza bei geimpften Personen milder, also mit weniger Komplikationen verläuft als bei Ungeimpften.

 

Wer geimpft sein sollte

Die Ständige Impfkommission STIKO empfiehlt die jährliche Influenza-Impfung mit einem quadrivalenten Grippe-Impfstoff (Vierfach-Grippe-Impfstoff) mit aktueller, von der Weltgesundheitsorganisation WHO empfohlener Zusammensetzung für:

  • alle Personen ab 60 Jahren,
  • alle schwangeren Frauen ab dem 2. Schwangerschaftsdrittel (bei erhöhter gesund­heit­licher Gefährdung infolge eines Grund­leidens ab dem 1. Schwangerschaftsdrittel),
  • Personen ab sechs Monaten bei erhöhter gesundheitlicher Gefährdung infolge eines Grundleidens, zum Beispiel einer chronischen Krankheit der Atemwege, Herz- oder Kreis­lauf­krank­heit, Leber- oder Nierenkrankheit, Diabetes oder einer anderen Stoff­wechsel­krank­heit, einer chronischen neurologischen Grundkrankheit wie Multiple Sklerose, bei der Infektionen Schübe hervorrufen können, einer angeborenen oder erworbenen Immundefizienz oder einer HIV-Infektion,
  • Bewohner von Alters- oder Pflegeheimen,
  • Personen, die mit Risikopersonen im selben Haushalt leben oder diese betreuen und anstecken könnten,
  • Personen mit erhöhter beruflicher Gefährdung, zum Beispiel medizinisches Personal oder Beschäftigte in Einrichtungen mit umfangreichem Publikumsverkehr sowie Personen, die betreute Risikopersonen anstecken könnten.

Für Personen ab 60 Jahren empfiehlt die STIKO die Impfung mit inaktiviertem quadrivalenten Hochdosis-Impfstoff, da dieser im Vergleich zu Standard-Impfstoffen eine leicht, aber signifikant bessere Wirksamkeit bei Senioren aufweist.  

Kinder im Alter von zwei bis 17 Jahren, für die eine Impfung empfohlen wird, können alternativ zu einem inaktivierten Impfstoff mit einem Influenza-Lebendimpfstoff geimpft werden, sofern keine besonderen Gründe dagegen sprechen (siehe „Wer nicht geimpft werden sollte“). Bei Hindernissen für eine Injektion, zum Beispiel bei Spritzenphobie oder Gerinnungsstörungen, sollte der Lebendimpfstoff in dieser Altersgruppe bevorzugt werden.

Darüber hinaus kann die Influenza-Impfung auch für Reisende, die nicht zu diesen Personengruppen zählen, je nach Infektionsrisiko vor Ort sinnvoll sein.

Die saisonale Influenza-Impfung wird zwar von der STIKO anderen Personengruppen nicht ausdrücklich empfohlen. Das bedeutet jedoch nicht, dass die STIKO diesen von der Impfung abrät. Jeder, der sich impfen lassen möchte, sollte dies mit seinem Arzt/seiner Ärztin besprechen.

Beim Auftreten von großen Epidemien oder einer Pandemie können die Gesundheitsbehörden über weitergehende Impfempfehlungen entscheiden.

Die Empfehlungen für die Impfung gegen Grippe sind auch während der derzeitigen Coronavirus-Pandemie weiterhin gültig. Insbesondere Risikogruppen sollten sich gerade in der COVID-19-Pandemie gegen Grippe impfen lassen.

 

Impfung bei Allergie gegen Hühnereiweiß

Influenza-Impfstoffe werden üblicherweise unter Verwendung von Hühnereiern hergestellt. Diese können trotz Aufreinigung Spuren von Hühnereiweiß enthalten. Zudem ist ein Hühnereiweiß-freier, in Zellkulturfermenten hergestellter Influenza-Impfstoff zugelassen, der für Allergiker geeignet ist.

Personen, bei denen nach dem Verzehr von Hühnereiweiß nur leichte Symptome auftreten, können mit allen für ihr Alter zugelassenen Influenza-Impfstoffen geimpft werden, ohne dass besondere Überwachungsmaßnahmen erforderlich sind. Bei Menschen mit einer nachgewiesenen schweren Allergie gegen Hühnereiweiß sollten Nutzen und Risiken der Impfung mit Hühnerei-basierten Impfstoffen streng abgewogen werden. In solchen Fällen sollte die Impfung unter Überwachung und der Möglichkeit einer sofortigen Behandlung eventueller anaphylaktischer Reaktionen durchgeführt werden.

Studien weisen darauf hin, dass auch bei Personen mit Hühnereiweißallergie schwerwiegende allergische Reaktionen auf eine Influenzaimpfung selten sind bzw. nicht häufiger auftreten als bei Personen ohne Hühnereiweißallergie.

 

Wer nicht geimpft werden sollte

Bei fieberhaften Erkrankungen und schweren, akuten Infektionen ist die Impfung zu verschieben.

Bei bekannter Überempfindlichkeit gegen Impfstoffbestandteile sollte nicht geimpft werden.

Kinder und Jugend­liche, die an einer Immun­schwäche oder an schwerem Asthma leiden oder eine Salicylat-Therapie erhalten, dürfen nicht mit dem Influenza-Lebend­impf­stoff geimpft werden.


Nebenwirkungen des Impfstoffs

Zu den möglichen Nebenwirkungen der Impfung gegen Grippe zählen folgende Impfreaktionen und seltene Komplikationen:

Mögliche Lokal- und Allgemeinreaktionen

Als Zeichen der Auseinandersetzung des Organismus mit dem Impfstoff kann es nach der Injektion von Totimpfstoff zu Rötungen, Schwellungen und leichten Schmerzen an der Impfstelle kommen. Die Verabreichung von Lebendimpfstoff kann eine verstopfte oder laufende Nase hervorrufen.

Unabhängig vom verwendeten Impfstoff treten nach der Grippeimpfung gelegentlich Allgemeinsymptome wie Fieber, Frösteln oder Schwitzen, Müdigkeit, Kopf-, Muskel- und Gliederschmerzen auf.

Alle diese Erscheinungen sind nur vorübergehend klingen in der Regel rasch und folgenlos ab.

 

Mögliche Komplikationen

Wie bei den meisten Impfstoffen können nach der Grippe-Impfung in seltenen Fällen allergische Reaktionen auftreten.

Weitere Informationen zu Nebenwirkungen, die nach der Impfung auftreten können, sind der Packungsbeilage zum Impfstoff zu entnehmen.

Weitere Informationen zu diesem Thema finden Sie auch unter „Mögliche Nebenwirkungen“.

Ihr Arzt oder Ihre Ärztin wird Sie individuell beraten und vor der Impfung ausführlich über Nutzen und mögliche Risiken aufklären. Weitere Hinweise finden Sie unter „Information vor der Impfung“.

31.01.2023 / Redaktion Gesundes-Kind.de
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