Impfung gegen Windpocken (Varizellen) / Impfung gegen Gürtelrose (Herpes zoster)

Krankheitsbild

Windpocken sind eine hoch ansteckende Infektionskrankheit, die durch das Varizella-Zoster-Virus hervorgerufen wird. Die Windpocken gehen mit juckenden Papeln und Bläschen sowie Fieber einher. Besonders gefährlich ist eine Windpocken-Erkrankung in der Schwangerschaft sowie bei Neugeborenen.

Nach überstandenen Windpocken können die Viren im Körper verbleiben und noch viele Jahre später eine Gürtelrose (Herpes zoster) hervorrufen.

Übertragung und Vorkommen

Die Windpocken werden durch Tröpfcheninfektion über die Luft beim Atmen oder Husten oder beim direkten Kontakt mit Erkrankten übertragen.
Windpocken sind weltweit verbreitet.

Vorbeugung

Nur die Impfung schützt.

Impfstoff

Lebendimpfstoffe gegen Windpocken zur Injektion (in der Spritze);

Totimpfstoff gegen Herpes zoster zur Injektion (Lebendimpfstoff nicht für die Standardimpfung empfohlen)  

Impfempfehlung

Windpocken: Grundimmunisierung in der Regel ab dem Alter von elf Monaten durch zwei Teilimpfungen;
Impfung für ungeschützte Frauen mit Kinderwunsch sowie weitere ungeschützte Erwachsene bei erhöhtem Risiko;

Herpes zoster: Standardimpfung mit Totimpfstoff für alle Personen ab 60 Jahren, bei bestimmten Risikofaktoren ab 50 Jahren

 

Unser Rat für Sie:

Achten Sie bei Ihrem Kind auf einen möglichst frühen und vollständigen Impfschutz gegen Windpocken durch zwei Impfungen.

Waren Sie selbst noch nie an Windpocken erkrankt, berät Sie Ihr Arzt/Ihre Ärztin, ob Sie selbst zu einer Risikogruppe gehören, die geimpft werden sollte.

Denken Sie auch an die Impfung gegen Gürtelrose (Herpes zoster), wenn Sie im entsprechenden Alter sind.

Wenn Sie noch mehr hierzu wissen möchten, wenden Sie sich an Ihren Arzt/Ihre Ärztin oder an die Experten der Universitätsklinik Mainz.

Krankheitsbild

Symptome und Verlauf

Die Zeit zwischen Ansteckung mit dem Varizella-Zoster-Virus (VZV) und Ausbruch der Windpocken liegt bei acht bis 21 Tagen, in der Regel bei 14 bis 16 Tagen.

Charakteristisch für die Windpocken (Varizellen) sind juckende Papeln und Bläschen, die später Krusten bilden und abheilen. Verschiedene Stadien der Hautveränderungen können gleichzeitig vorhanden sein.

Bei ansonsten gesunden Kindern verlaufen die Windpocken meist unkompliziert und sind nach ein bis zwei Wochen überstanden. Durch starkes Kratzen oder eine zusätzliche bakterielle Infektion können aber Narben zurück bleiben. Bei Erwachsenen verlaufen Varizellen in der Regel ausgeprägter und es können im Vergleich zum Kindesalter häufiger Komplikationen wie Lungenentzündungen auftreten. Weitere, seltenere Komplikationen sind Hirnhautentzündung (aseptische Meningitis), Gehirnentzündung (Enzephalitis) und andere Erkrankungen des Nervensystems. In Einzelfällen kann es zu Entzündungen des Herzmuskels, der Nieren, Gelenke oder Leber kommen.

Besonders gefährlich sind Windpocken während der Schwangerschaft. Nicht nur die Schwangere selbst hat ein erhöhtes Komplikationsrisiko. Bei einer Varizellen-Infektion in den ersten beiden Schwangerschaftsdritteln kann sich beim ungeborenen Kind ein Varizellensyndrom unter anderem mit Hautdefekten, neurologischen Erkrankungen und Schädigungen des Gehirns, der Augen und des Skeletts entwickeln. Eine Infektion der Mutter in der zeitlichen Nähe des Geburtstermins kann zu einer sehr schweren Erkrankung des Neugeborenen führen, die bei fast einem Drittel tödlich verläuft.

Bei Menschen mit geschwächter Immunabwehr kann es ebenfalls zu lebensbedrohlichen Krankheitsverläufen kommen.

Eine durchgemachte Erkrankung führt in der Regel zu lebenslanger Immunität gegen Windpocken. Es verbleiben jedoch Varizella-Zoster-Viren in Nervenzellen, die auch Jahrzehnte später wieder aktiv werden können. Dann kann sich eine Gürtelrose (Herpes zoster) entwickeln, die mit Bläschen im Versorgungsbereich des Nervs einhergeht und zu starken Schmerzen führen kann. Auch beim Herpes zoster können verschiedene Komplikationen auftreten.

Gegen Windpocken geimpfte Personen können ebenfalls an Gürtelrose erkranken, da das Impfvirus in den Nervenzellen verbleiben und reaktiviert werden kann. Durch das Impfvirus ausgelöste Herpes zoster-Erkrankungen sind jedoch seltener als nach Wildvirus-Infektionen und verlaufen meist milder.

 

Erkennung und Behandlung

Ärztinnen und Ärzte können die Windpocken anhand der typischen Hautveränderungen mit hoher Sicherheit erkennen. In seltenen, unklaren Fällen wird die Diagnose mittels einer Laboruntersuchung bestätigt.

Bei unkompliziertem Verlauf der Windpocken werden nur die Beschwerden zum Beispiel mit juckreizlindernden Medikamenten behandelt. Bei abwehrgeschwächten Personen oder bei sehr schweren Verläufen werden Medikamente gegen die Virusvermehrung gegeben. Diese werden auch bei Patienten mit Gürtelrose angewandt.

 

Übertragung und Vorkommen

Die Windpocken sind zwei Tage vor Auftreten des Hautausschlags bis zum vollständigen Verkrusten aller Bläschen ansteckend.

Die hoch ansteckende Erkrankung wird durch Tröpfcheninfektion über die Luft beim Atmen, Sprechen, Husten oder Niesen übertragen. Eine Übertragung ist in einem Umkreis von mehreren Metern möglich. Eine Ansteckung kann auch durch direkten Kontakt mit Speichel oder virushaltigem Bläscheninhalt erfolgen.

Bei einer Infektion der Mutter in der Schwangerschaft kann es zu einer Übertragung auf das ungeborene Kind kommen. Eine mütterliche Erkrankung zwischen der 5. und 24. Schwangerschaftswoche führt in 1 bis 2 Prozent der Fälle zu einem Varizellensyndrom (siehe oben) beim Ungeborenen.

Windpocken-Viren sind auf der ganzen Welt verbreitet.

Nach Angaben des Robert Koch-Instituts waren in Deutschland vor der allgemeinen Impfempfehlung durchschnittlich etwa 750.000 Windpocken-Erkrankungen pro Jahr zu erwarten. Die Häufigkeit stieg im Kleinkindalter stark an, so dass ein Großteil der Schulkinder die Windpocken durchgemacht hatte. Doch bei bis zu fünf Prozent bestanden noch im Erwachsenenalter Immunitätslücken. Seit 2004 wird die Varizellen-Impfung für alle Kinder im Alter von 11 bis 14 Monaten empfohlen, seit 2009 eine zweite Impfdosis. Bereits bis zum Jahr 2012 wurde ein Rückgang der Erkrankungshäufigkeit um etwa 85 Prozent beobachtet. Am stärksten war dieser Rückgang bei Kindern unter 10 Jahren.

Im Jahr 2020 wurden in Deutschland 11.321 Windpocken-Erkrankungen gemeldet, darunter zwei Todesfälle. Die meisten Erkrankten, bei denen Angaben zum Impfstatus vorlagen, waren nicht oder nicht ausreichend geimpft

Die Gürtelrose (Herpes zoster) wird – im Gegensatz zu den Windpocken – nicht durch Kontakt zu Erkrankten übertragen. Sie kann sich vielmehr durch Viren entwickeln, die nach durchgemachten Windpocken im Körper verbleiben. Herpes zoster tritt gehäuft bei Menschen nach dem fünften Lebensjahrzehnt auf. Die Flüssigkeit der Gürtelrose-Bläschen ist ansteckend für andere und kann bei Personen, die weder eine Windpocken-Erkrankung durchgemacht haben noch dagegen geimpft sind, zunächst Windpocken hervorrufen.

 

Vorbeugung

Gegen die Windpocken sowie gegen Herpes zoster stehen Schutzimpfungen zur Verfügung.

Da Schwerpunkt dieser Website die Kinderimpfungen sind, wird im Folgenden vor allem die Windpocken-Impfung ausführlich dargestellt und im Anschluss nur kurz auf die Impfung gegen Herpes zoster eingegangen. Umfassende Informationen zur Impfung gegen Gürtelrose (Herpes zoster) finden Sie auf den Internetseiten der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) sowie des Robert Koch-Instituts (RKI).  

Impfung gegen Windpocken (Varizellen)

Impfstoff

Impfstoffe gegen Windpocken enthalten eine abgeschwächte und ungefährliche Variante des Varizella-Virus (Lebendimpfstoff). Es stehen Einzelimpfstoffe sowie Kombinationsimpfstoffe zur Verfügung, die außer gegen Windpocken auch gegen Masern, Mumps und Röteln schützen (MMRV-Impfstoff).

Anwendung des Impfstoffs

Windpocken-Impfstoffe werden unter die Haut oder in den Muskel gespritzt.

Die Ständige Impfkommission STIKO empfiehlt zur Grundimmunisierung gegen Windpocken im Kindesalter zwei Teilimpfungen, die im Abstand von mindestens vier Wochen im Alter von elf Monaten sowie im Alter von 15 Monaten erfolgen sollten.

Die STIKO empfiehlt, für die erste Impfung bevorzugt Varizellen-Einzelimpfstoff zu verwenden und beim selben Impftermin an einer anderen Körperstelle MMR-Impfstoff zu verabreichen (bei nicht zeitgleicher Gabe sollte ein Abstand von mindestens vier Wochen zwischen Varizellen- und MMR-Impfung eingehalten werden). Bei der Erstimpfung mit MMRV-Impfstoff ist das Risiko für Fieberkrämpfe gegenüber einer Gabe von Varizellen-Einzelimpfstoff plus MMR-Impfstoff leicht erhöht. Die zweite Impfung kann auch mit MMRV-Impfstoff erfolgen. 

Auffrischimpfungen gegen Windpocken sind nicht vorgesehen.

Erwachsene werden bei Bedarf (siehe „Wer geimpft sein sollte“) zum Schutz gegen Windpocken ebenfalls zweimalig geimpft.

 

Wirksamkeit des Impfstoffs

Studien zufolge kann eine Impfdosis gegen Varizellen bei 70 bis 90 Prozent der Geimpften eine Windpocken-Erkrankung verhindern und bei mehr als 95 Prozent einem schweren Verlauf vorbeugen. Zwei Impfungen können etwa 95 Prozent der Geimpften vor Varizellen schützen.

 

Wer geimpft sein sollte

Die Windpocken-Impfung ist eine von den Gesundheitsbehörden öffentlich empfohlene Impfung für alle Kinder ab einem Alter von elf Monaten. Bislang ungeimpfte oder unvollständig geimpfte Kinder und Jugendliche sollten fehlende Impfungen baldmöglichst und vor dem 18. Geburtstag nachholen lassen.

Nach durchgemachten Winpocken ist die Impfung nicht erforderlich. In Zweifelsfällen sollte eine Blutuntersuchung durchgeführt werden, um festzustellen, ob die Windpocken durchgemacht wurden und bei negativem Ergebnis sollte geimpft werden.

Die STIKO empfiehlt die zweimalige Impfung gegen Windpocken für bestimmte Risikogruppen auch im Erwachsenenalter. Dazu zählen ungeschützte (seronegative) Frauen mit Kinderwunsch. Auch Menschen mit schwerer Neurodermitis und Personen, bei denen eine Behandlung ansteht, welche die Immunabwehr unterdrückt, sowie deren enge Kontaktpersonen sollten geimpft werden, wenn sie noch keinen Impfschutz haben und keine Windpocken durchgemacht haben bzw. keine spezifischen Antikörper bei ihnen nachweisbar sind.

Seronegative Personen in bestimmten Tätigkeitsbereichen sollten ebenfalls zweimal gegen Windpocken geimpft sind. Dazu zählen Beschäftigte (einschließlich Auszubildende, Praktikantinnen und Praktikanten, Studierende und ehrenamtlich Tätige) in medizinischen Einrichtungen, in der Pflege, in Gemeinschaftseinrichtungen, in Einrichtungen zur gemeinschaftlichen Unterbringung von Asylbewerberinnen und -bewerbern, Ausreisepflichtigen, Flüchtlingen und Spätaussiedlern sowie bei Tätigkeiten mit Kontakt zu möglicherweise infektiösem Material.

Nach einer möglichen Ansteckung mit Windpocken sollten Menschen, die nicht geimpft sind und die Windpocken nicht durchgemacht haben und die Kontakt zu besonders gefährdeten Personen haben, eine postexpositionelle Impfung erhalten. Personen mit erhöhtem Risiko für Komplikationen wie ungeschützten Schwangeren, Neugeborenen, Frühgeborenen oder Menschen mit geschwächtem Immunsystem, die sich möglicherweise angesteckt haben, sollten Antikörper (Immunglobulin) gegeben werden, um den Ausbruch der Erkrankung zu verhindern oder zumindest abzuschwächen.

 

Wer nicht geimpft werden sollte

Bei einer akuten, behandlungsbedürftigen Erkrankung und Fieber ist die Impfung zu verschieben.

Bei bestimmten Beeinträchtigungen des Immunsystems (siehe "Impfungen bei Immunschwäche"), während einer Schwangerschaft oder bei einer bekannten Überempfindlichkeit gegen Impfstoffbestandteile, wie beispielsweise gegen Neomycin, darf nicht gegen Varizellen geimpft werden. Bei einer Neomycin-Kontaktallergie muss jedoch nicht unbedingt auf die Impfung verzichtet werden.

Bei schwerer Allergie gegen Hühnereiweiß sollte der MMRV-Impfstoff nicht eingesetzt werden. Bei Kindern mit Hirnschäden oder mit Veranlagung zu Krampfanfällen sollte dessen Anwendung nur mit Vorsicht erfolgen.

Nach Impfung mit Windpocken-Einzelimpfstoff oder MMRV-Impfstoff soll eine Schwangerschaft für einen Monat verhütet werden.

 

Nebenwirkungen des Impfstoffs

Zu den möglichen Nebenwirkungen der Impfung gegen Windpocken zählen folgende Impfreaktionen und seltene Komplikationen:

Mögliche Lokal- und Allgemeinreaktionen

Mögliche Impfreaktionen aufgrund der Auseinandersetzung des Immunsystems mit dem Impfstoff sind Rötungen, Schwellungen und Schmerzen an der Impfstelle. Auch Fieber kann auftreten.

Ein Hautausschlag kann sich entwickeln. Gelegentlich kann es zu Symptomen einer leichten "Impfkrankheit" kommen, die den Varizellen ähnelt bzw. bei MMRV-Impfung auch einer Masern-, Mumps- oder Röteln-Erkrankung. Eine Übertragung der Varizella-Impfviren auf empfängliche Kontaktpersonen kann nicht ausgeschlossen werden, wurde jedoch nur in seltenen Einzelfällen beobachtet.

Alle diese Erscheinungen sind nur vorübergehend.

Mögliche Komplikationen

Wie bei den meisten Impfstoffen kann es in seltenen Fällen zu allergischen Reaktionen kommen.

In einzelnen Fällen wurde nach der MMRV-Impfung eine verringerte Anzahl von Blutplättchen beschrieben. Diese klingt in aller Regel rasch und folgenlos wieder ab.

Weitere mögliche Nebenwirkungen sind in der Packungsbeilage aufgeführt.

Weitere Informationen finden Sie auch unter "Mögliche Nebenwirkungen".

Impfung gegen Gürtelrose (Herpes zoster)

Die Ständige Impfkommission STIKO empfiehlt die Impfung gegen Gürtelrose (Herpes zoster) mit Totimpfstoff als Standardimpfung für alle Personen ab 60 Jahren.

Personen, die aufgrund einer Grunderkrankung wie beispielsweise Immunschwäche, HIV-Infektion, Diabetes, rheumatoider Arthritis, Systemischem Lupus erythematodes, chronisch-entzündlicher Darmerkrankung, chronischer Niereninsuffizienz, chronisch-obstruktiver Lungenerkrankung oder Asthma besonders gefährdet sind, sollten bereits ab einem Alter von 50 Jahren gegen Gürtelrose geimpft werden.

Die Impfung umfasst zwei Dosen, die im Abstand von mindestens zwei bis höchstens sechs Monaten verabreicht werden sollten.

Herpes-zoster-Lebendimpfstoff wird aufgrund der eingeschränkten Wirksamkeit und begrenzten Wirkdauer nicht zur Standardimpfung empfohlen.

Weitere Informationen zur Impfung gegen Gürtelrose finden Sie auf den Internetseiten der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) sowie des Robert Koch-Instituts (RKI).  

Ihr Arzt bzw. Ihre Ärztin wird Sie vor der Impfung individuell beraten und ausführlich über Nutzen und mögliche Risiken aufklären. Weitere Hinweise finden Sie unter "Information vor der Impfung“.

07.02.2023 / Redaktion Gesundes-Kind.de
| |