Amerikanische Experten: Unfälle mit Batterien immer noch zu häufig

Die Zahl der in der Notaufnahme behandelten Kinder aufgrund von Unfällen mit Batterien stieg in den USA von 2010 bis 2017 deutlich an. Die Mehrheit der Fälle betraf Kinder im Alter von 5 Jahren oder jünger.

Unter einer landesweit repräsentativen Stichprobe mussten während des Studienzeitraums schätzungsweise 70.322 Kinder aufgrund von Unfällen mit Batterien in die Notfallambulanz behandelt werden (9,5 Besuche pro 100.000 Kinder jährlich), berichteten Dr. Mark D. Chandler, MPH, von Safe Kids Worldwide in Silver Spring, Maryland und Kollegen.

Es gab einen statistisch signifikanten Anstieg der Besuche in Notaufnahmen von 2010 bis 2017, der dann von 2017 bis 2019 nur geringfügig zurückging, berichteten die Experten in der Fachzeitschrift „Pediatrics“.

Chandler und sein Team kritisieren, dass die Zahl der Unfälle bei Kindern mit Batterien immer noch zu hoch sei.
Insbesondere Kinder im Alter von 5 Jahren und jünger sind am häufigsten betroffen (24,5 Besuche pro 100.000 Kinder). 6- bis 17-Jährige mussten viel seltener aufgrund von Unfällen mit Batterien versorgt werden (2,2 Besuche pro 100.000 Kinder). Das Durchschnittsalter der Patienten, die durch Batterien verletzt wurden, betrug 3,2 Jahre.

Knopfbatterien besonders gefährlich

Der am häufigsten betroffene Batterietyp waren Knopfbatterien, die 84,7% der Besuche der Notaufnahmen ausmachten. Diese kleinen scheibenförmigen Batterien sind aufgrund ihrer Verwendung in kleineren Elektronikgeräten wie Spielzeug, Digitaluhren, Hörgeräten und Fernbedienungen weit verbreitet. Ihre Größe und die Leichtigkeit, mit der sie aus Geräten entfernt werden können, machten sie besonders gefährlich, so das Urteil der Autoren.

Am weitesten verbreitet waren Batterien – wenn ihr Verwendungszweck mit angegeben war - von Uhren (29,7%) und Spielzeug/Spielen (28,8%). Als Unfallhergang erfassten die Autoren am häufigsten Einnahme/das Schlucken (90%) der Batterie, gefolgt vom Einführen in die Nase (5,7%), ins Ohr (2,5%) und in den Mund (1,8%).

„Kleine Kinder nutzen ihre Sinne, um ihre Umgebung zu erkunden und stecken oft Gegenstände in ihren Mund, in ihren Gehörgang oder in die Nasenlöcher“, erklärten Chandler und sein Team. „Wenn Kleinkinder immer mobiler und neugieriger werden, steigt ihr Risiko, Fremdkörper zu verschlucken.“
Bereits 2 Stunden nach der Einnahme können sich beim Kontakt einer Knopfbatterie mit feuchtem Gewebe hochalkalischen Hydroxid-Ionen bilden, diese sind ätzend sind und führe zu einer Gewebezerstörung ("verflüssigende Nekrose"), die auch nach dem Entfernen der Batterie fortschreiten könne, verdeutlichten die Forscher:innen.

Für diese Studie verwendeten Chandler und sein Team Daten zu jungen Notaufnahmepatienten und  patientinnen, die vom National Electronic Injury Surveillance System für Kinder von 2010 bis 2019 gesammelt wurden. Die Wissenschaftler:innen werteten die  Fallbeschreibungen und Diagnosecodes der Fälle aus und ordneten sie der Art, wie die Kinder die Batterien aufgenommen hatten, zu: Verschlucken, Mundexposition, Ohrinsertion und Naseninsertion.

Chandler und Kollegen räumten ein, dass die Stichprobengröße der Studie auf batteriebezogene Expositionen beschränkt war, die zu einem Besuch in der Notaufnahme führten. Dadurch unterschätzten sie möglicherweise die Anzahl dieser Unfälle mit Batterien. Informationen zu Batterietyp, Expositionsweg und Verwendungszweck waren ebenfalls begrenzt, was möglicherweise teilweise zu Fehlklassifizierungen führte. Ob der Anstieg der Besuchsraten in der Notaufnahme darauf beruht, dass Kinder mehr Kontakt mit diesen Batterien haben, dass die Unfälle damit schwerwiegender sind, dass den Eltern die gesundheitliche Gefahr bewusster ist oder die Erfassung geändert wurde, lasse sich den Autoren zufolge sich nicht eindeutig beurteilen.

Quelle: MedpageToday, Pediatrics


    


26.10.2022 / www.kinderaerzte-im-netz.de
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