Brustvergrößerung bei Jungen: In vielen Fällen auf Übergewicht zurückzuführen

In vielen Fällen verschwindet eine Brustvergrößerung bei Jungen von selbst oder durch Gewichtsabnahme. Zu diesem Schluss kommt eine Studie in der Juli-Ausgabe der Fachzeitschrift „Plastic and Reconstructive Surgery“.

Eine routinemäßige Beurteilung durch einen Endokrinologen und Labortests zur Messung des Hormonspiegels sind bei den meisten Jungen mit Gynäkomastie (männliche Brustvergrößerung) nicht notwendig, lautet das Fazit der Autoren.
Die Ursache der jugendlichen Gynäkomastie kann normalerweise ohne endokrine Tests identifiziert werden, erklären die Studienautoren Dr. Jugpal S. Arneja und seine Kollegen von der Universität in British Columbia, Vancouver, Kanada. Wenn die Brustvergrößerung bei männlichen Jugendlichen sich nicht vor dem 16. Lebensjahr von alleine oder durch Gewichtsreduktion zurückentwickelt, dann sollte eine Brustverkleinerung erwogen werden, da dies sehr belastend für Heranwachsende sein kann.

Die Forscher analysierten 197 Jugendliche mit Gynäkomastie im British Columbia Children's Hospital von 1990 bis 2015. Obwohl Gynäkomastie bei Jugendlichen ein häufiges Problem ist, das in der Regel mit der Zeit von alleine verschwindet, werden viele Jugendlichen zu einem Endokrinologen geschickt.
Das mittlere Alter betrug 11,5 Jahre, als die Patienten Gynäkomastie entwickelten, und mit 14,2 Jahre besuchten Jugendliche etwa zum erste Mal den Endokrinologen. Ungefähr 70% der Patienten hatten aufgrund ihrer Brustvergrößerung psychische Probleme. Die meisten Patienten wiesen Risikofaktoren für jugendliche Gynäkomastie auf – vor allem Übergewicht, das bei etwa 50% der Patienten vorlag. Bei weiteren 15% war das Risiko für Gynäkomastie aufgrund familiärer Anlagen erhöht, z.B. wenn auch der Vater des Heranwachsenden in seiner Jugendzeit von einer Brustvergrößerung betroffen gewesen war.

Bei nur 8% der Patienten wurde eine "sekundäre" Ursache für Gynäkomastie diagnostiziert. Bei den meisten handelte es sich um Medikamente, die zur männlichen Brustvergrößerung beitrugen, wie Marihuana, das Antidepressivum Fluoxetin oder Antiepileptika zur Behandlung von Epilepsie. Bei einigen Patienten gab es medizinische Gründe für die Brustvergrößerung - am häufigsten (drei Patienten) trat bei den betroffenen Patienten die erbliche Chromosomenstörung, das  Klinefelter-Syndrom, auf.

Bei der überwiegenden Anzahl von Patienten wurden Laboruntersuchungen durchgeführt, um den Hormonspiegel wie Testosteron und Estradiol (eine Form von Östrogen) zu messen. Diese Tests zeigten nur bei drei Patienten abnormale Ergebnisse: eine Rate von 1,7%. Dr. Arneja und Kollegen schreiben: "Endokrinologische Untersuchungen lieferten in 99,4% der Fälle keine neuen klinischen Informationen."

51% der Patienten benötigten keine medizinische Behandlung, außer "wachsames Abwarten" oder Diät und Bewegung, um Gewicht zu verlieren. In dieser Gruppe bildete sich die Gynäkomastie im Laufe der Zeit zurück (Durchschnittsalter 14,6 Jahre). 5% der Patienten wurden mit Medikamenten behandelt. Die restlichen Patienten, etwa 44%, unterzogen sich einer plastischen Operation, um ihre Gynäkomastie zu behandeln. Das mediane Alter bei der Operation betrug 16,5 Jahre.

Da die Brustvergrößerung oft zurückgeht, seien die Beruhigung des Betroffenen und die Überwachung der Brust zunächst geeignete Maßnahmen, schreiben Dr. Arneja und Koautoren. Sie schlagen vor, dass eine Operation in Erwägung gezogen werden sollten, wenn eine Gynäkomastie seit zwei Jahren besteht oder noch nach dem 16. Lebensjahr anhält, oder bei Patienten, die stark darunter leiden.

Die Experten betonen, dass eine gründliche Anamnese bzw. Patientenbefragung sehr wichtig sei - zumal die meisten Fälle von sekundärer Gynäkomastie medikamentenbedingt seien.

Quelle: EurekAlert! Plastic and Reconstructive Surgery



27.07.2018 / www.kinderaerzte-im-netz.de
| |