Cannabis-Konsum kann bei Teenagern dauerhafte Veränderungen im Gehirn hervorrufen
Eine kanadische Studie legt nahe, dass Cannabiskonsum die geistige Leistungsfähigkeit von Jugendlichen in bestimmten Bereichen langfristig beeinträchtigt. Die Forscher hatten kanadische Gymnasiasten über 4 Jahre hinweg beobachtet und die Auswirkungen des Cannabiskonsums und des Alkoholkonsums auf die geistige Leistungsfähigkeit beobachtet und dokumentiert.
Cannabiskonsum, aber nicht Alkoholkonsum, führte demnach zu einer veränderten Selbstbeherrschung bzw. Hemmungkontrolle und schlechterem Kurzzeitgedächtnis und beides zu einem schlechten Erinnerungsvermögen und schlechterem logischen Denken, berichteten Professor Patricia Conrod, PhD, vom CHU Sainte-Justine Forschungszentrum der Universität von Montreal und ihre Kollegen im „American Journal of Psychiatry“.
Während der Konsum von Cannabis und Alkohol bei Jugendlichen mit einer generell niedrigeren Leistung in allen kognitiven Bereichen verbunden war, fanden die Experten besonders besorgniserregend, dass der Cannabiskonsum die Hemmungskontrolle anhaltend negativ beeinflusste. Ist dies herabgesetzt, erhöht sich das Risiko für Suchtverhalten. „Dies könnte erklären, warum der früh einsetzende Cannabiskonsum ein Risikofaktor für andere Süchte ist", verdeutlichte Conrod in einer Stellungnahme.
Diese Studie ist Professorin Terrie Moffitt ( Duke University) zufolge – sie war nicht an der Forschung beteiligt - eine der ersten, die die Auswirkungen des Cannabiskonsums junger Menschen mit wiederholten Tests beobachtet. "Dieses Thema wird sehr kontrovers diskutiert, weil wir befürchten, dass durch die Legalisierung mehr Cannabis in die Hände von mehr jugendlichen Konsumenten gelangt", erklärte Moffitt gegenüber MedPage Today.
Skeptiker argumentieren, dass der Cannabis-Konsum nur deshalb mit geringen geistigen Fähigkeiten verknüpft wird, weil vorwiegend Jugendliche mit niedrigem Leistungsvermögen Cannabis nutzen.
Die Studie konnte dies zwar nicht widerlegen, aber sie konnte nachweisen, dass sich die mentalen Fähigkeiten tatsächlich im Laufe der Zeit bei den Jugendlichen verringerten, die vermehrt Cannabis rauchten oder in anderer Form zu sich nahmen. Denn die Forscher verfolgten die geistige Leistungsfähigkeit mithilfe von Test über mehrere Jahre.
Conrod und Co-Autoren beobachteten 3.826 kanadische Jugendliche, die jährlich eine Online-Umfrage absolvierten, die zur Bewertung von Kognition, Alkohol- und Cannabis-Konsum (mit einer 6-Punkte-Skala von "nie" bis "jeden Tag") diente. Die Schüler nahmen von der 7. bis zur 11. Klasse an der Studie und Befragung teil. Die Forscher untersuchten Beziehungen zwischen jährlichen Änderungen im Substanzkonsum und der Erinnerungsfähigkeit, Wahrnehmungslogik, Verhaltenskontrolle (Hemmungskontrolle) und dem Arbeitsgedächtnis.
Während die durchschnittliche Menge und Häufigkeit des Alkoholkonsums über 4 Jahre insgesamt mit einer geringeren Arbeitsgedächtnisleistung, niedrigeren Wahrnehmungslogik und mehr Fehlern bei der inhibitorischen Kontrollaufgabe (Verhaltenskontrolle, Beherrschung) zusammenhing, bewirkte Alkoholkonsum keine Beeinträchtigung bei den anderen getesteten kognitiven Leistungen.
Cannabiskonsum, aber nicht Alkoholkonsum, zeigte verzögerte (neurotoxische) Wirkungen auf die Hemmungskontrolle und das Arbeitsgedächtnis (Kurzzeitgedächtnis). Beides wirkte sich negativ auf das Erinnerungsvermögen und das logische Denken aus.
Fazit: Das sich entwickelnde Gehirn reagiert besonders empfindlich auf Suchtmittel. Die kanadische Arbeit konnte zeigen, dass Cannabiskonsums bei Jugendlichen wichtige kognitive Funktionen längerfristig beeinträchtigen kann, und dies zum Teil anscheinend stärker als Alkoholkonsum.
Eine Einschränkung der Studie ist, dass sich die Experten auf die Selbstauskunft der Schüler über ihren Cannabis- und Alkoholkonsum verlassen mussten. Während die kognitiven Funktionstests streng vom Forschungspersonal beaufsichtigt wurden, wäre es wichtig, diese Ergebnisse auch anhand standardisierten Schultests oder anderer akademischer Leistungsmaßstäbe zu überprüfen, so die Forscher.
Quelle: Medpage Today, American Journal of Psychiatry