Experten vermuten Auslöser des Kawasaki-Syndroms in der Luft
Während der Pandemie gingen die Fälle des Kawasaki-Syndroms – einer Entzündung der Gefäße im gesamten Körper - zurück. Doch später mit der Aufhebung der Maskenpflicht und der Rückkehr der Kinder in die Schulen, nahmen die Fälle wieder zu. Dies deutet darauf hin, dass der Auslöser sich möglicherweise in der Luft befindet, vermuten amerikanische Wissenschaftler:innen in einer aktuellen Studie.
Mehr oder weniger zeitgleich mit den Schulschließungen, der Einführung der Maskenpflicht, einer verringerten Umweltverschmutzung und weniger zirkulierenden Atemwegsviren verringerten sich die Fälle von Kawasaki-Syndromen bei Kindern. Dies unterstütze die Theorie, dass das Kawasaki-Syndrom durch Partikel in der Luft ausgelöst werden könnte, schließen nun amerikanische Forscher:innen in einer Veröffentlichung in JAMA Network Open daraus. In diesem Jahr gab es in den USA landesweit 646 Kawasaki-Fälle, gegenüber 905 im Jahr 2019 und 894 im Jahr 2018, berichteten Professorin Jane Burns, MD, von der University of California San Diego und dem Rady Children’s Hospital-San Diego sowie Kollegen in der Fachzeitschrift „JAMA Network Open“.
Ihre Daten stützen frühere Beobachtungen von abnehmenden Fällen in ganz Chicago, Asien und Finnland im Jahr 2020. „Die Pandemie hat gezeigt, dass die Begrenzung der Exposition gegenüber Aerosolen und großen Tröpfchen durch eine Kombination aus Maskentragen, sozialer Distanzierung und Handhygiene die Häufigkeit von Patienten mit Kawasaki-Syndrom in verschiedenen Gemeinschaften auf der ganzen Welt verringern kann“, fassen die Studienautoren zusammen.
Das Kawasaki-Syndrom ist selten, wenn auch am häufigsten für erworbene Herzerkrankung bei Kindern verantwortlich. Das Syndrom geht mit Entzündungen der Blutgefäße einher und kann zu Herzkomplikationen wie Herzinfarkt, Herzinsuffizienz und plötzlichem Tod führen. Die Ursache für das Kawasaki-Syndrom ist bisher unbekannt. Betroffenen Kinder leiden in der Regel unter Fieber, Ausschlag und besitzen eine rote Erdbeerzunge.
Ohne Maske nahmen Patienten mit Kawasaki-Syndrom zu
Das Team von Burns stellte anhand der verfügbaren Daten für das Jahr 2021, die allein auf San Diego beschränkt waren, fest, dass die Kawasaki-Fälle im Frühjahr, etwa zu der Zeit, als keine Masken mehr getragen werden mussten, wieder zunahmen.
Handydaten, die die Standorte der Menschen verfolgten, deuteten jedoch darauf hin, dass die Ausgangssperren in dieser Region – eine weitere Maßnahme während COVID-19 – nicht mit dem Auftreten des Kawasaki-Syndroms in Zusammenhang standen. Und Kawasaki-Syndrom-Fälle gingen während der Zeit, als es Ausgangssperren gab, weniger dramatisch zurück als Erkrankungen durch Atemwegsviren.
Die vorliegende Studie stützte sich auf KIDCARE-Patienten, die aus 28 teilnehmenden pädiatrischen Zentren in den USA rekrutiert wurden. Die Probanden waren 2.461 Kinder, bei denen zwischen 2018 und 2020 das Kawasaki-Syndrom diagnostiziert worden war.
Die Kohorte aus San Diego stand für sich allein und verfügte über detailliertere demografische und klinische Daten, die bis ins Jahr 2002 zurückreichen. Diese 1.461 Patienten (Durchschnittsalter 2,8 Jahre, davon 61,6% Jungen) stammten aus dem Rady Children's Hospital, das fast alle Patienten mit Kawasaki-Syndrom aus der Region behandelt.
Daten aus San Diego zeigten, dass während Pandemieeinschränkungen das Kawasaki-Syndrom bei Kindern im schulpflichtigen Alter weniger häufig auftrat. Dies traf aber nicht für Säuglinge zu. Eine mögliche Erklärung dafür sei, dass Säuglinge keinen großen Verhaltensänderungen während der Pandemie ausgesetzt waren, so das Forscherteam.
Vermutlich mehrere Auslöser
„Die Tatsache, dass die Pandemie jede Altersgruppe unterschiedlich betraf, unterstützt die Idee, dass es mehrere Auslöser für das Kawasaki-Syndrom gibt […]“, fügte Burns in einer Pressemitteilung hinzu.
Sie und ihre Mitarbeiter räumten ein, dass die Anzahl der Kawasaki-Syndrom-Fälle von Jahr zu Jahr stark schwanke.
In ihrer Zusammenfassung schreiben die Autoren, dass Maskentragen und Schulschließung anscheinend für eine geringe Verbreitung des Kawasaki-Syndroms sorgten. Die Mobilitätsdaten zeigten, dass Ausgangssperren die Häufigkeit der Erkrankungsfälle weniger beeinflussten. Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass soziales Verhalten den Kontakt mit den Auslösern des Kawasaki-Syndroms beeinflussten, was auch auf die Atemwege als Eintrittspforte hinweise.
Quellen: MedpageToday, UC San Diego, JAMA Network Open