„Generation Ego“ hat es nicht leicht
Ein Jugendkulturforscher bezeichnet die heutige Jugend als „Generation Ego“, die sich von den Gemeinschaften abwendet und Individualwerte höher stellt als Gemeinschaftswerte. Doch diese „Generation Ego“ ist eine traurige Generation, denn sie steht unter großem Druck.
Mag. Philipp Ikrath, Mitglied im Team des Instituts für Jugendkulturforschung in Wien, beschreibt in einem Artikel in der Fachzeitschrift „Pädiatrie & Pädologie“ die „Generation Ego“ als hart kämpfende Generation, die durch die Marktwirtschaft geprägt ist. Ihr Ziel ist es nicht mehr, für die Gemeinschaft zu arbeiten, sondern sich selbst immer mehr zu verbessern. Damit entsteht unweigerlich auch ein starker Konkurrenzkampf. Heranwachsende haben ständig Angst, nicht mithalten zu können und zu scheitern. Gemeinschaften, die einen Sturz auffangen oder mildern könnten, fehlen oft.
„Individualisierung“ und „Ökonomisierung“ führen dazu, dass früher soziale Bereiche zu Marktbereichen werden. Alles muss besser und effizienter gestaltet werden. Es wird beispielsweise nicht mehr selbst gekocht, sondern beim Lieferdienst bestellt; das Haustier wird nicht beim Nachbarn versorgt, sondern von Tiersittern.
Die große Auswahl von individuellen Möglichkeiten birgt die Gefahr der „falschen“ oder „nicht optimalen“ Entscheidung. Dies verunsichert. Als logische Folgerung beschreibt Mag. Ikarth, dass Jugendstudien in den vergangenen Jahren eine „Hinwendung zu alten Werten“ beobachten. Vor allem zwei Lebensbereiche gewinnen wieder an Bedeutung: Freunde und Familie. Das spiegelt auch die Sehnsucht der nachwachsenden Generation nach mehr Sicherheit, mehr Stabilität und Berechenbarkeit im Leben wider.
Quelle: Pädiatrie & Pädologie