Zehenspitzengang verliert sich bei Kindern meist von selbst
Bei der Mehrzahl der Kinder mit Zehenspitzengang normalisiert sich die Gangstörung bis zu einem Alter von zehn Jahren von selbst.
“Eltern sollten dennoch in jedem Fall den Kinder- und Jugendarzt darüber informieren. In seltenen Fällen liegt ein Zusammenhang mit neuromotorischen Störungen oder Entwicklungsstörungen vor, wie bei einer Zerebralparese oder bei Autismus und ADHS. Warnzeichen dafür können u.a. sein, wenn Kinder sich ungewöhnlich bewegen, im Vergleich zu Gleichaltrigen sehr spät gehen lernen oder nur mit einem Fuß auf den Zehen laufen. Auch eine Verkürzung der Achillessehnen kann der Grund dafür sein. Bei vielen Kindern gibt es aber keine nachweisbaren Ursachen“, erklärt Prof. Dr. Hans-Jürgen Nentwich, Kinder- und Jugendarzt sowie Mitglied des wissenschaftlichen Beirats beim Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) mit jahrelanger Klinikerfahrung. Bei etwa der Hälfte der Kinder mit Zehengang verliert sich diese Besonderheit bis zum Grundschulalter und bei fast 80% bis zum Alter von zehn Jahren ohne Maßnahmen. Bei verkürzten Sehnen oder verkürzter Wadenmuskulatur können Dehnungsübungen, Einlagen, Injektionen von Botulinumtoxin A oder evtl. ein chirurgischer Eingriff sinnvoll sein.
Die meisten Kinder beginnen im Alter von 12 bis 15 Monaten zu gehen. Oft probieren Kinder dabei verschiedene Fußpositionen aus, wie z.B. auf den Zehen zu laufen. Normalerweise sollten Kinder mit etwa 24 Monaten mit dem ganzen Fuß auftreten und mit 3 Jahren sollten sie den Fuß beim Gehen von den Fersen bis zu den Zehen abrollen. Dass manche Kinder den Zehengang länger beibehalten, ist in manchen Familien gehäuft zu beobachten. „Eltern sollten – wenn ihr Kind betroffen ist – bei Unternehmungen und auch zuhause sicherheitshalber ein etwas erhöhtes Sturzrisiko bedenken“, ergänzt Professor Nentwich.
Quellen: JBJS, Mayo Clinic, Gait & Posture, AAP News, Journal of Pediatric Orthopaedics
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