Kinderlähmung: Warum die Impfung weiterhin wichtig ist

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Durch weltweite Impfkampagnen konnte die Kinderlähmung weitgehend eingedämmt werden. Die letzte in Deutschland erworbene Erkrankung, die medizinisch als Poliomyelitis bezeichnet wird, wurde im Jahr 1990 erfasst, im Jahr 1992 wurden die letzten beiden importieren Infektionen registriert.

Polioviren noch nicht ausgerottet

Doch bislang ist es noch nicht gelungen, das Poliovirus gänzlich auszurotten, wie es sich die Weltgesundheitsorganisation WHO zum Ziel gesetzt hat. Erkrankte scheiden die hochansteckenden Erreger mit dem Stuhl aus. Polioviren können durch verunreinigtes Wasser oder durch eine Schmierinfektion über die Hände, aber auch durch eine Tröpfcheninfektion beim Husten und Niesen übertragen werden. Eine Infektion kann zu dauerhaften Lähmungen führen und sogar lebensbedrohlich verlaufen.

Solange eine endgültige Eradikation noch nicht erreicht ist, können Polioviren auch in Ländern auftreten, in denen sie lange als verschwunden galten. Das zeigen aktuelle Berichte beispielsweise aus dem Bundestaat New York. Dort wurden Polioviren im Abwasser nachgewiesen und Anfang September wurde der Polio-Gesundheitsnotstand verkündet. Die Gesundheitsbehörden rufen unzureichend oder nicht geimpfte Einwohnerinnen und Einwohner dringend auf, sich immunisieren zu lassen.

Impfen schützt

Um das Poliovirus in Schach zu halten, sind konsequente Impfungen nötig. Außer durch Poliowildviren können Erkrankungen auch durch Impfviren hervorrufen werden, die aus Lebendimpfstoffen gegen Polio stammen und mutiert sind. Daher werden in Deutschland seit 1998 keine Lebendimpfstoffe zur Schluckimpfung, sondern nur noch Totimpfstoffe gegen Polio empfohlen.

Die Ständige Impfkommission STIKO empfiehlt aktuell:

  • für Säuglinge eine Grundimmunisierung gegen Kinderlähmung durch drei Impfungen im Alter von 2, 4 und 11 Monaten (für Frühgeborene eine zusätzliche Impfung im Alter von 3 Monaten) – bevorzugt mit Sechsfach-Impfstoff, der außer gegen Polio auch gegen Tetanus, Diphtherie, Keuchhusten (Pertussis), Haemophilus influenzae Typ b (Hib) und Hepatitis B schützt,
  • für Kinder und Jugendliche im Alter von 9 bis 16 Jahren eine Auffrischimpfung gegen Kinderlähmung – bevorzugt mit Tetanus-Diphtherie-Pertussis-Polio-Kombinationsimpfstoff.

Versäumte Impfungen sollten nachgeholt werden. Hierfür stehen verschiedene Kombinationsimpfstoffe sowie Einzelimpfstoff zur Verfügung.

Weitere Informationen finden Sie unter Impfung gegen Kinderlähmung (Polio-Impfung).

Vor Reisen in ein Land mit einem Infektionsrisiko durch Poliowildviren oder mutierte Impfviren kann eine weitere Auffrischimpfung sinnvoll sein. Hinweise und Empfehlungen für alle Reiseziele finden Sie in den Reise- und Sicherheitshinweisen des Auswärtigen Amtes.

Ihr Arzt oder Ihre Ärztin wird Sie individuell beraten. Bei allgemeinen Fragen rund ums Impfen können Sie sich auch an das Expertenteam von www.gesundes-kind.de wenden.

Lassen Sie sich von unserem Erinnerungsservice an die U-Untersuchungen und Impftermine für Ihr Kind erinnern.


Quellen:

Polio in New York State. Department of Health, New York State (zuletzt abgerufen am 04.10.2022)

Protecting New Yorkers Through Immunization. Department of Health, New York State (09.09.2022)

Poliomyelitis. RKI-Ratgeber (21.05.2021)

Empfehlungen der Ständigen Impfkommission. Epidemiologisches Bulletin 4/2022 (27.01.2022)

Empfehlungen der STIKO und der DTG zu Reiseimpfungen. Epidemiologisches Bulletin 14/2022 (08.07.2022)

Veröffentlichung: 06.10.2022 / Redaktion Gesundes-Kind.de
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