Kinderschutzimpfungen: Impfquoten noch unzureichend

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Wie haben sich während der COVID-19-Pandemie die Impfquoten für Routineimpfungen bei Kindern und Jugendlichen entwickelt?
Impfquoten trotz Corona-Pandemie leicht gestiegen
Das Robert Koch-Institut (RKI) analysiert jährlich die Impfraten für die von der Ständigen Impfkommission (STIKO) empfohlenen Standardimpfungen. Außerdem wird ausgewertet, ob Impfserien vollständig sind und empfohlene Altersangaben für die Impfungen eingehalten werden. Die jüngste Erhebung [1] basiert auf Daten aus den Schuleingangsuntersuchungen der Jahre 2008 bis 2021 und Abrechnungen der Kassenärztlichen Vereinigungen der Jahre 2008 bis 2022.
In der aktuellen Analyse lag ein Fokus auf der Frage, ob die COVID-19-Pandemie die Inanspruchnahme von Routineimpfungen beeinträchtigt hat. Die RKI-Impfsurveillance zeigt: Der befürchtete negative Effekt der COVID-19-Pandemie blieb aus und die Impfquoten sind sogar leicht gestiegen.
Routineimpfungen oft verspätet oder unvollständig
Dennoch bestehen die in den Vorjahren aufgezeigten Defizite bei fast allen Impfungen weiterhin: Kinder in Deutschland werden oftmals verspätet oder nicht vollständig geimpft. Dadurch werden bei keiner Impfung national beziehungswiese international gesetzte Impfquotenziele erreicht. Das bedeutet ein – unnötiges – Gesundheitsrisiko.
Beispielsweise werden Impfungen gegen Diphtherie, Tetanus, Keuchhusten (Pertussis), Kinderlähmung (Poliomyelitis), Hib (Haemophilus Influenzae Typ b) und Hepatitis B von der STIKO im Alter von zwei, vier und elf Monaten empfohlen [2]. Doch die Impfquoten im frühen Säuglingsalter sind nur moderat. Im Alter von 15 Monaten waren der RKI-Analyse zufolge lediglich rund 90 Prozent dreimal gegen Diphtherie, Tetanus und Keuchhusten geimpft. Gerade junge Säuglinge sind aber beispielswese durch Keuchhusten besonders gefährdet. Auch die Rate der Kinder, die dreimal gegen Kinderlähmung geimpft war, betrug nur 90,4 Prozent. Doch damit Deutschland weiterhin Polio-frei bleibt und die Weiterverbreitung von eingeschleppten Polioviren verhindert wird, reicht diese Impfquote nicht aus. Der Weltgesundheitsorganisation WHO zufolge ist eine Impfrate von 95 Prozent nötig.
Masern-Impfziele noch nicht erreicht
Seit dem Jahr 2020 zeigt sich ein Anstieg der Impfraten gegen Masern und damit laut RKI ein erster positiver Effekt des Masernschutzgesetzes.
Doch auch die Masern-Impfziele sind noch nicht erreicht. Die STIKO empfiehlt allen Kindern zwei Impfungen gegen Masern, die im Alter von 11 sowie 15 Monaten erfolgen sollen [2]. Für die angestrebte Elimination der Masern gilt eine Immunität der Bevölkerung von 95 Prozent als Voraussetzung. Eines der im Nationalen Masernaktionsplan formulierten Ziele ist, bis zum Alter von 15 Monaten eine Quote von 95 Prozent für die Masern-Erstimpfung zu erreichen. Der aktuellen RKI-Analyse zufolge lag diese Impfrate bundesweit jedoch nur bei 89,1 Prozent. Auch das Ziel, dass bis zum Schulbeginn 95 Prozent aller Kinder zweimal gegen Masern geimpft sind, wurde bislang in einem Großteil der Bundesländer nicht erfüllt.
Unnötige Infektionsrisiken vermeiden: Impfen schützt!
Die Impfquoten der Schuleingangsuntersuchungen zeigen zwar, dass Standardimpfungen häufig noch nachgeholt werden. Doch auch in diesem Alter besteht oft noch Bedarf für die weitere Schließung von Impflücken. Durch verzögerte und versäumte Impfungen werden Kinder einer unnötigen Infektionsgefahr ausgesetzt, wie das RKI betont. Zudem wird das Risiko einer Weiterverbreitung des Erregers durch zu spätes oder unvollständiges Impfen erhöht.
Lassen Sie sich von unserem Erinnerungsservice an die U-Untersuchungen und Impfungen für Ihr Kind erinnern. Ihre Kinderärztin oder Ihr Kinderarzt wird Sie zu allen Impfungen individuell beraten. Bei allgemeinen Fragen rund um das Thema Impfen können Sie sich auch an das Expertenteam von www.gesundes-kind.de wenden.
Quellen:
[1] Impfquoten von Kinderschutzimpfungen in Deutschland – aktuelle Ergebnisse aus der RKI-Impfsurveillance. Epidemiologisches Bulletin 48/2022 (01.12.2022)
[2] Empfehlungen der Ständigen Impfkommission beim Robert Koch-Institut 2023. Epidemiologisches Bulletin 4/2023 (26.01.2023)