Besondere Situationen & Erkrankungen
Im Prinzip kann es drei Gründe geben, weshalb nicht geimpft wird:
- Ihr Kind hat aktuell eine Krankheit, die die Wirkung der Impfung in Frage stellt
- eine bestehende Krankheit bei Ihrem Kind erschwert die Erkennung von theoretischen Reaktionen auf die Impfstoffgabe
- die Kondition Ihres erkrankten Kindes könnte sich durch eine Impfreaktion weiter verschlechtern.

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Leider sind gerade Kinder, die nicht geimpft werden dürfen, oft auch durch Infektionen besonders bedroht. Neuartige Impfstoffe, mehr Erfahrungen mit Impfungen und neue Erkenntnisse über das Immunsystem lassen auch für diese Kinder auf Schutz hoffen.
Andererseits gibt es eine ganze Reihe von Situationen, in denen wichtige Impfungen aufgrund von Missverständnissen unterlassen werden.
Wann nicht geimpft werden kann
Keine Lebendimpfungen
- bei Kindern mit schwerem Defekt der Immunabwehr ("B- oder T-Zelldefekt")
- wenn Ihr Kind kurz vorher mit Blut- oder Blutprodukten behandelt wurde (z.B. Bluttransfusion, Immunglobuline)
- während der Schwangerschaft (Aber: Eine versehentlich während der Schwangerschaft durchgeführte Impfung mit Lebendimpfstoffen, auch gegen Röteln, ist keine Indikation für einen Schwangerschaftsabbruch: Bisher ist kein Fall bekannt, bei dem ein Ungeborenes auf diesem Weg einen Schaden erlitten hat. Demgegenüber treten auch in Deutschland Fälle auf, in denen eine echte Rötelninfektion das Ungeborene schädigt.) (siehe "Impfungen in der Schwangerschaft")
- während Ihrem Kind gleichzeitig bestimmte Medikamente gegeben werden, die das körpereigene Abwehrsystem schwächen, z.B. Kortikosteroide, Chemotherapie und/oder Bestrahlung bei Krebskranken; hierbei kommt es auf die Dosierung an. Sprechen Sie bitte mit dem Arzt/der Ärztin Ihres Vertrauens.
- wenn ein Impfstoff bei Ihrem Kind schon einmal ernste Probleme bereitet hat
- bei akuten, behandlungsbedürftigen Krankheiten mit hohem Fieber.
Wann vielleicht geimpft werden kann
- wenn Ihr Kind an einer akuten, behandlungsbedürftigen Krankheit ohne Fieber leidet
- wenn Ihr Kind eine Allergie gegen einen Anteil des Impfstoffes hat
- wenn Ihr Kind nach einer vorgehenden Impfung unter einer unerwünschten Arzneimittelwirkung gelitten hat, die möglicherweise durch die Impfung ausgelöst wurde
- wenn Ihr Kind sich vermutlich angesteckt hat, also wenn die Impfung in die Zeit vor Ausbruch der Erkrankung ("Inkubationszeit") fallen könnte. (Hinweis: Manchmal ist es besonders wichtig, gerade in der Inkubationszeit zu impfen, z.B. bei Tollwut, Tetanus, Hepatitis B können nur so schwere Erkrankungen oder der Tod verhindert werden. Auch bei Windpocken, Masern, Mumps und Röteln sind solche "Impfungen nach möglicher Ansteckung" empfohlen.)
- vor Operationen (Hinweis: Operationen unter einer Stunde Dauer sprechen nicht gegen irgendeine Impfung; dauert die Operation länger, sollten ggf. ein Abstand von zwei Wochen zwischen Impfung und Operation liegen. Dringliche Operationen sollten nie aufgeschoben werden. Es gibt bis heute keinen Beleg dafür, dass eine Operation oder eine Narkose Impfkomplikationen fördert oder die Wirksamkeit von Impfungen verschlechtert. Siehe "Impfungen nach Operationen")
- Totimpfstoffe während der Schwangerschaft (siehe "Impfungen in der Schwangerschaft").
Auf jeden Fall impfen!
Ihr Kind hat Schnupfen, es ist ein "Frühchen" oder leidet unter schwerer Neurodermitis? Es gibt eine Reihe von Situationen, in denen Sie als Eltern zögern würden, Ihr Kind impfen zu lassen. Deshalb haben wir für Sie aufbauend auf Empfehlungen der STIKO ausdrücklich eine Liste zusammengetragen, damit Sie so zu sagen "über den Schatten des elterlichen Beschützerinstinktes springen". Denn aus Sicht der Wissenschaft sprechen diese Situationen nicht gegen eine Impfung, oft ist sogar das Gegenteil der Fall. Gerade diese Kinder, wie Frühgeborene, die wir ganz besonders vor jeder Unbill bewahren möchten, sind dringend auf den Schutz angewiesen, den ihnen die Impfungen bieten können. Eine Infektion mit Keuchhusten, Pneumokokken oder Hib kann für ein Frühgeborenes den Tod bedeuten.
Geimpft werden darf:
- bei leichtem Schnupfen oder Durchfall; ein möglichst früher Schutz gegen schwere Krankheiten wie Keuchhusten (Pertussis) oder Hib (Haemophilus influenzae Typ b) geht unbedingt vor
- nach Kontakt zu einer Person, die möglicherweise an einer ansteckenden Krankheit leidet
- trotz Stillen; es unterstützt zwar das Immunsystem, kann den speziellen Schutz, den Impfungen bieten, jedoch nicht überflüssig machen, es macht Impfungen auch nicht unwirksam
- bei Allergien wie Heuschnupfen oder einer Hausstauballergie, da diese nicht gegen die Bestandteile eines Impfstoffs gerichtet sind
- bei Schwangerschaft der Mutter des Kindes, das geimpft werden soll. Dies gilt derzeit auch für die Windpocken-Impfung. Das Risiko einer ungeschützten Schwangeren, sich bei ihrem ungeimpften Kind mit Windpocken anzustecken und deshalb Schaden am Ungeborenen zu erleiden, ist derzeit größer als das Risiko, dass eine Lebendimpfung des Kindes Komplikationen auslösen könnte
- bei Frühgeborenen; gerade sie benötigen den Schutz durch Impfungen besonders
- bei Fieberkrämpfen; auf Anraten Ihres Arztes können Sie Ihrem Kind nach einer Impfung auch vorsichtshalber ein Fieberzäpfchen geben, denn die natürliche Infektion macht gewiss Fieber, die entsprechende Impfung nur vielleicht
- bei Neugeborenen-Gelbsucht; sie kann zwar dramatisch aussehen, wird durch Schutzimpfungen jedoch nicht beeinflusst
- bei Ekzemen (z.B. "Milchschorf"); diese Hauterscheinungen werden durch Schutzimpfungen nicht beeinflusst
- trotz Antibiotika-Behandlung oder -Prophylaxe; Antibiotika beeinflussen nicht die Wirksamkeit von Impfungen
- bei chronischen Krankheiten, auch Stoffwechselkrankheiten; im Gegenteil, meist werden Impfungen gerade für diese Kinder empfohlen
- bei Herzfehlern; diese Kinder benötigen den Schutz durch Impfungen besonders
- bei bakteriellen Hautkrankheiten
- bei Kontakt zu Menschen mit geschwächtem Immunsystem; Impfkeime gehen in der Regel nicht auf andere Menschen über
- wenn örtlich – also auf der Haut oder durch Inhalation – Kortison angewendet wird; Kortison beeinflusst nur die Wirksamkeit von Schutzimpfungen, wenn es in größeren Mengen und über längere Zeit in den Körper gelangt
- bei Chromosomen-Anomalien; Kinder mit Down-Syndrom oder mit anderen chromosomalen Abweichungen können ganz normal geimpft werden
- bei Krampfleiden in der Familie
- bei Krankheiten des zentralen Nervensystems, die nicht fortschreiten.