Jugendliche gegen Meningokokken B impfen?
18. Januar 2021
Sehr geehrte Damen und Herren,
wir haben vor, unsere Tochter (11 Jahre) gegen Meningokokken B impfen zu lassen. Ist es sinnvoll, dies jetzt zu tun oder erst im späteren Alter, da die Erkrankungsrate laut Übersicht der Informationsbroschüre im Alter von 15 Jahren ansteigt? Wie lange hält diese Impfung vor?
Vielen Dank!
Nach Einschätzung der Ständigen Impfkommission STIKO kann die Impfung gegen Meningokokken der Serogruppe B vor schweren (invasiven) Erkrankungen durch einen Großteil der in Deutschland zirkulierenden Meningokokken-B-Stämme schützen. Der STIKO zufolge fehlen jedoch - neben anderen Daten - noch ausreichende Angaben zur Dauer des Impfschutzes und zur längerfristigen Impfwirksamkeit.
Angesichts der niedrigen und rückläufigen Erkrankungszahlen hat die STIKO daher für die Impfung gegen Meningokokken B bislang keine Empfehlung als Standardimpfung ausgesprochen. Allerdings empfiehlt die STIKO die Impfung gegen Meningokokken B für besonders gefährdete Risikogruppen (rki.de/…/Tabelle.html ). Im Einzelfall können auch Impfungen über die allgemeinen Empfehlungen hinaus sinnvoll sein. Die STIKO rät Eltern, die ihr Kind gegen Meningokokken B impfen lassen möchten, die Impfung so früh wie möglich durchführen zu lassen, das heißt am besten bei Säuglingen ab dem Alter von zwei Monaten. Denn die Krankheitslast durch Meningokokken B ist in den ersten beiden Lebensjahren am höchsten (in den Jahren 2013 bis 2016: 46 Erkrankungen pro 1 Million Säuglinge pro Jahr sowie 16 Erkrankungen pro 1 Million Kleinkinder pro Jahr). Das zweithöchste Risiko für eine Erkrankung an Meningokokken B hat die Altersgruppe der 15- bis 19jährigen (in den Jahren 2013 bis 2016: 8 Erkrankungen pro 1 Million Jugendliche pro Jahr). Doch auch in anderen Altersgruppen treten Fälle an invasiven Meningokokken-B-Infektionen auf (weitere Infos unter rki.de/…/faq_ges.html?nn=2375548 ).
Auf der Basis von Immunogenitätsstudien werden für verschiedene Altersgruppen unterschiedliche Impfschemata empfohlen. Zur klinischen Wirksamkeit liegen nur begrenzte Daten vor. Als Korrelat für den Schutz vor Meningokokken-B-Erkrankungen gilt der Nachweis von Impfantikörpern, die diverse Meningokokken-B-Stämme neutralisieren.
Nach Abschluss der Impfserie bilden bis zu 100 Prozent der Geimpften schützende Antikörper. Daten aus verschiedenen Studien, in denen die Antikörper 12, 36 oder 48 Monate später bestimmt wurden, zeigen, dass es zu einer deutlichen Abnahme des Anteils Geimpfter mit schützenden Antikörpertitern kommt. In Studien mit Meningokokken-B-Impfstoff, der ab dem Alter von zwei Monaten zugelassen ist, sank der Anteil der Geimpften, die schützende Antikörper aufwiesen, nach 12 Monaten auf 15 bis 82 Prozent und nach drei Jahren auf 11 Prozent. In einer Studie mit Meningokokken-B-Impfstoff, der ab dem Alter von 10 Jahren zugelassen ist, wurden nach 12 Monaten bei 29 Prozent und nach 48 Monaten bei 19 Prozent der Geimpften schützende Antikörpertiter nachgewiesen (weitere Informationen im Epidemiologischen Bulletin 3/2018, rki.de/…/03_18.pdf ).
Laut Fachinformation zum Meningokokken-B-Impfstoff, der ab dem Alter von zwei Monaten zugelassen ist, sollten Kinder, die bis zu einem Alter von 23 Monaten gegen Meningokokken B grundimmunisiert wurden, eine Auffrischimpfung erhalten. Bei Personen, die in einem späteren Alter erstmalig geimpft wurden, sollte eine Auffrischungsimpfung bei fortbestehendem Risiko einer invasiven Meningokokken-Erkrankung in Betracht gezogen werden. Das gilt auch für den Meningokokken-B-Impfstoff, der ab dem Alter von 10 Jahren zugelassen ist.
Bitte haben Sie Verständnis, dass wir nur allgemeine Informationen bieten, aber keine individuelle Impfempfehlung geben können und lassen Sie sich von Ihrem Kinderarzt/Ihrer Kinderärztin individuell beraten.
Mit freundlichen Grüßen
Ihr Gesundes-Kind-Team

Unser Expertenrat vom Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin an der Universitätsmedizin Mainz beantwortet Ihre Fragen zum Thema Impfschutz für Kinder.