MRSA-Besiedelung behandeln?

9. Januar 2021

Guten Tag,

bei meiner 3,5 Jahre alten Tochter wurde per Zufall festgestellt das sie MRSA positiv ist.

Der Kinderarzt möchte nichts machen er meint der Keim verschwindet wieder von selbst. Ist das wirklich so? Im Internet liest man ganz andere Sachen darüber. Auch habe ich noch 1 jährige Zwillinge zu Hause. Was ist wenn diese sich ebenfalls mit MRSA infizieren? Habe sehr grosse Angst wegen gesundheitlichen Folgen für meine Kinder.

Herzlichen Dank für ihre Antwort

MRSA bedeutet "Methicillin-resistenter Staphylococcus aureus". Bakterien der Art Staphylococcus aureus kommen auf der Haut und den Schleimhäuten von vielen gesunden Menschen vor. Diese Bakterien können gegen das Antibiotikum Methicillin und auch gegen andere Antibiotika resistent, also unempfindlich werden, und werden dann als MRSA bezeichnet.

Meist siedeln MRSA nur vorübergehend auf dem Menschen, ohne ihn krank zu machen. Wenn MRSA jedoch zum Beispiel über Wunden oder Schleimhäute in den Körper eindringen, können sie eine Infektionskrankheit hervorrufen, die behandelt werden muss. Gefährdet sind beispielsweise Personen mit offenen Wunden oder anderen Risikofaktoren, wie Diabetiker oder Dialysepflichtige. Die Behandlung einer solchen Erkrankung an MRSA ist dann aufgrund der Unempfindlichkeit des Erregers gegen verschiedene Antibiotika oft schwierig.

Sowohl Menschen, die an MRSA erkrankt sind, als auch gesunde MRSA-Träger, die lediglich besiedelt sind, können ansteckend sein. Insbesondere durch enge Körperkontakte, die Hände oder auch Gegenstände wie Handtücher, wenn diese gemeinsam genutzt werden, kann es zu einer Übertragung und vorübergehenden Besiedelung anderer Haushaltsmitglieder kommen. Nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) stellt eine Übertragung auf ansonsten Gesunde in der Regel aber keine Bedrohung dar (rki.de/…/Ratgeber_Staphylokokken_MRSA.html ).

Das gilt der Deutschen Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie (DGPI) zufolge auch für gesunde Kinder. Der DGPI zufolge muss keineswegs bei jedem mit MRSA besiedelten, ansonsten gesunden Kind eine Sanierung (sogenannte Dekolonisierung) durchgeführt werden, bei der der Erreger durch spezielle Waschlotionen oder örtlich aufgetragene Medikamente bekämpft wird. Die Entscheidung für oder gegen den Versuch einer Dekolonisierung sollte gemäß Empfehlungen der DGPI in einer sorgfältigen, den Patienten selbst und sein familiäres Umfeld betreffenden ärztlichen Risikoanalyse getroffen werden. Ein Dekolonisationsversuch ist erforderlich, wenn beim Patienten Risikofaktoren für eine nachfolgende MRSA-Infektion vorliegen. Nach sorgfältiger Abwägung kann der Kinderarzt bzw. die Kinderärztin aber auch bei einem ansonsten gesunden Kind zu dem Schluss kommen, dass ein Dekolonisierungsversuch gerechtfertigt ist. Der Nachweis einer noch bestehenden Besiedelung mit MRSA nach drei Monaten kann ein Argument für einen Dekolonisierungsversuch sein. Fachinformationen und weitere Empfehlungen der DGPI einschließlich der Argumente für und gegen eine Dekolonisierung können Sie nachlesen unter dgpi.de/…/ .

Weitere Informationen zu MRSA und den Schutzmöglichkeiten finden Sie auf den Internetseiten der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) unter infektionsschutz.de/…/.

Bitte haben Sie Verständnis, dass wir aus der Ferne das konkrete Risiko für Ihre Familie und die Notwendigkeit einer Dekolonisation bei Ihrer Tochter nicht beurteilen können. Besprechen Sie Ihre Sorge am besten mit Ihrem Kinderarzt und lassen Sie sich von ihm individuell beraten.

Mit freundlichen Grüßen
Ihr Gesundes-Kind-Team

*Die in den Antworten gegebenen Informationen entsprechen dem wissenschaftlichen Stand zum Zeitpunkt der Erstellung.
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Unser Expertenrat vom Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin an der Universitätsmedizin Mainz beantwortet Ihre Fragen zum Thema Impfschutz für Kinder.