Unvollständiger Impfschutz gegen FSME

7. Juli 2019

Sehr geehrte Damen und Herren,

unsere Tochter wurde im September 2017 einmalig gegen FSME geimpft. Danach entwickelte sie eine Pupura Schönlein Hennoch und auch da ich als Mutter an MS erkrankt bin war man zögerlich mit den nächsten Impfungen. Nun ist trotz Kleidungs- und Sprayschutz das Unglück passiert und meine Tochter hatte gestern eine Zecke im Risikogebiet. Nun ist die Angst groß. Besteht ei gewisser Impfschutz? Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass etwas passiert? Ist jetzt nachimpfen direkt sinnvoll?

Besten Dank

Die Grundimmunisierung gegen FSME (Frühsommer-Meningoenzephalitis) besteht aus drei Impfungen. Dem Robert Koch-Institut zufolge kann nach vollständiger Impfung bei 99 Prozent der Geimpften mit einem Schutz vor FSME ausgegangen werden. Bereits nach zwei Impfungen besteht bei 98 Prozent der Geimpften ein Schutz, der allerdings nur etwa ein Jahr anhält. Gemäß Fachinformation zu einem der FSME-Impfstoffe entwickeln nach der ersten Impfung 50 Prozent der Geimpften Antikörper.

Bei Ungeimpften kann nach Einschätzung des Robert Koch-Instituts eine sofort nach einem Zeckenstich begonnene Impfung eine FSME mit größter Wahrscheinlichkeit nicht verhindern, da ein sicherer Schutz erst nach zwei Teilimpfungen erreicht wird und Antikörper erst sieben bis 14 Tage nach der Impfung gebildet werden. Bei einer bestehenden Teilimpfung wird der Schutz möglicherweise schneller erreicht, eine tatsächliche Schutzwirkung der FSME-Impfung nach Zeckenstich ist jedoch nicht erwiesen. FSME-Immunglobuline zur Vorbeugung einer FSME sind nicht verfügbar. Lassen Sie sich bitte zur Frage einer aktuellen Nachholimpfung für Ihre Tochter individuell bei Ihrem Kinderarzt / Ihrer Kinderärztin beraten.

Für die Wahrscheinlichkeit, dass Ihre Tochter infolge des Zeckenstichs an FSME erkranken könnte, spielt ebenfalls eine Rolle, dass auch in FSME-Risikogebieten nur wenige Zecken mit dem Virus infiziert sind. Nach Angaben des Robert Koch-Instituts tragen im Mittel in FSME-Risikogebieten 0,1 bis 5 Prozent der Zecken das Virus in sich. Wenn es zu einer Übertragung von FSME-Viren kommt, verläuft eine Infektion sehr häufig ohne oder nur mit milden Krankheitszeichen. Treten nach einem Zeckenstich Anzeichen einer FSME auf, sollte umgehend ein Arzt / eine Ärztin aufgesucht werden.

Außer FSME können Zecken auch Bakterien übertragen, die eine Borreliose hervorrufen, gegen die keine Impfung zur Verfügung steht. Nach 0,3 bis 1,4 Prozent der Zeckenstiche ist mit Krankheitszeichen zu rechnen. Die Haut um die Einstichstelle sollte für einige Woche auf Anzeichen einer Borreliose beobachtet und bei Krankheitszeichen ein Arzt / eine Ärztin aufgesucht werden.

Weitere Informationen des Robert Koch-Instituts können Sie nachlesen unter rki.de/…/Zecken.html sowie unter rki.de/…/FSME-Impfung.html. Infos zu FSME finden Sie auch auf unseren Internetseiten unter gesundes-kind.de/impfungen/fsme-impfung/.

Eine Erkrankung eines Elternteils an Multipler Sklerose zählt übrigens nicht zu den Gegenanzeigen, bei denen nicht gegen FSME geimpft werden dürfte. Bei akuter Purpura-Schönlein-Henoch sollten Impfungen zwar verschoben werden, lassen Sie sich aber bitte von Ihrem Kinderarzt / Ihrer Kinderärztin zum weiteren Impfschutz für Ihre Tochter beraten. Bitte haben Sie Verständnis, dass durch uns keine medizinische Einzelfallberatung erfolgen kann.

Mit freundlichen Grüßen
Ihr Gesundes-Kind-Team

*Die in den Antworten gegebenen Informationen entsprechen dem wissenschaftlichen Stand zum Zeitpunkt der Erstellung.
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Unser Expertenrat vom Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin an der Universitätsmedizin Mainz beantwortet Ihre Fragen zum Thema Impfschutz für Kinder.