Wann gegen Pneumokokken impfen?
24. Januar 2022
Liebes Experten Team,
meine fast 2-jährige Tochter wurde im Alter von 2 und 4 Monaten mit dem Impfstoff Synflorix geimpft, da Prevenar bei der 1. Impfung nicht zur Verfügung stand. Die 3. Impfung wurde von der Kinderärztin erst für den Beginn des 2. Lebensjahres im Impfpass vorgemerkt, was ich zunächst nicht hinterfragt habe. Ich habe daher folgende Fragen an Sie:
- Ist ein voller Impfschutz trotz des größeren Abstandes zwischen 2. und 3. Impfung gegeben?
- Ist eine Impfung nach dem 2. Lebensjahr überhaupt noch sinnvoll? Das RKI schreibt, dass das Risiko für eine schwere Pneumokokkenerkrankung nach dem Alter von 2 Jahren sehr gering ist (Grundimmunisierung vorausgesetzt?).
- Könnte bei der 3. Impfung mit Prevenar geimpft werden?
Vielen Dank für Ihre Hilfe!
Gemäß Empfehlungen der Ständigen Impfkommission STIKO sollen reifgeborene Säuglinge je eine Impfung gegen Pneumokokken im Alter von 2 und 4 Monaten sowie eine dritte Impfung mindestens 6 Monate später im Alter von 11 Monaten erhalten. Bei den 6 Monaten handelt es sich um einen Mindestabstand, der nicht unterschritten werden sollte. Ein längerer Abstand beeinträchtigt die Wirksamkeit nicht, verzögert aber den Aufbau des Impfschutzes entsprechend.
Da gegen Ende des ersten Lebensjahres mehrere Impfungen anstehen, ist es nicht unüblich, dass die Kinderarztpraxis eine der Impfungen erst für Anfang des zweiten Lebensjahres, also kurz nach dem ersten Geburtstag, terminiert.
Versäumte Impfungen gegen Pneumokokken sollten baldmöglichst und noch im zweiten Lebensjahr, also vor dem zweiten Geburtstag, nachgeholt werden, da Kinder in den ersten beiden Lebensjahren zu den Personengruppen zählen, die besonders gefährdet sind, eine schwere Pneumokokkenerkrankung zu entwickeln. Die STIKO empfiehlt, eine unvollständige Grundimmunisierung gegen Pneumokokken nach dem zweiten Geburtstag nicht fortzusetzen.
Für die Impfung gegen Pneumokokken bis zum Alter von zwei Jahren kann einer der von Ihnen genannten Konjugatimpfstoffe (Prevenar 13 oder Synflorix) eingesetzt werden. Um eine optimale Schutzwirkung zu erzielen, sollte ein Wechsel des Impfstoffes während der Grundimmunisierung möglichst vermieden werden. Vor der Zulassung eines Impfstoffes wird dessen Wirksamkeit und Sicherheit in Studien getestet. Diese Untersuchungen beziehen sich auf das angewandte Impfschema und den mit diesem Schema getesteten Impfstoff. Studiendaten über den Wechsel zwischen Impfstoffen liegen dagegen in der Regel nicht vor (rki.de/…/FAQ02.html ). Auch in der Fachinformation zu dem bei Ihrer Tochter bereits angewendeten Impfstoff wird empfohlen, die komplette Impfserie mit diesem Impfstoff abzuschließen.
Bitte haben Sie Verständnis, dass wir nur allgemeine Hinweise geben können und lassen Sie sich bei Ihrer Kinderärztin individuell beraten.
Mit freundlichen Grüßen
Ihr Gesundes-Kind-Team

Unser Expertenrat vom Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin an der Universitätsmedizin Mainz beantwortet Ihre Fragen zum Thema Impfschutz für Kinder.