Tollwut-Impfung

Krankheitsbild

Tollwut ist eine Erkrankung des zentralen Nervensystems, die zu Krämpfen, Lähmungen und Verhaltensstörungen führt. Eine ausgebrochene Tollwuterkrankung verläuft in der Regel tödlich.

Übertragung und Vorkommen

Weltweit sind Hunde Hauptüberträger der Tollwut. In der Regel erfolgt eine Ansteckung durch einen Biss eines infizierten Tieres. Eine Ansteckung ist auch über infektiösen Speichel möglich, der an Hautverletzungen oder die Schleimhäute gelangt.

Die Tollwut ist in weiten Teilen der Welt verbreitet. Deutschland und viele weitere Länder Europas gelten als frei von terrestrischer Tollwut, die durch am Boden lebende Tiere übertragen werden kann. Bei Fledermäusen können jedoch auch in diesen Regionen Tollwutviren vorkommen.

Vorbeugung

Neben dem Vermeiden eines Kontakts zu infizierten Tieren bietet nur die Impfung Schutz vor der Tollwut.

Impfstoff

Impfstoff zur Injektion (in der Spritze)

Impfempfehlung

Vorbeugende Impfung empfohlen für Personen mit engem Kontakt zu Fledermäusen, Laborpersonal mit möglichem Kontakt zu Tollwutviren sowie Reisende in Regionen mit Tollwutgefahr

 

Unser Rat für Sie:

Wenn Sie mit Fledermäusen engen Kontakt haben oder beruflich mit Tollwutviren in Berührung kommen könnten, sollten Sie gegen Tollwut geimpft sein. Reisende sollten sich erkundigen, ob eine vorbeugende Impfung gegen Tollwut ratsam ist.

Wenn Sie noch mehr hierzu wissen möchten, wenden Sie sich an Ihren Arzt/Ihre Ärztin oder an die Experten der Universitätsklinik Mainz.

Krankheitsbild Tollwut

Symptome und Verlauf

Die Tollwut ist eine Erkrankung des zentralen Nervensystems, die durch Tiere übertragen wird.

Die Zeit zwischen Ansteckung und ersten Krankheitszeichen (Inkubationszeit) der Tollwut ist mit fünf Tagen bis mehreren Jahren sehr variabel. Meist vergehen zwei bis drei Monate bis zum Ausbruch der Erkrankung.

Wie rasch die Erkrankung ausbricht, ist unter anderem abhängig vom Immunsystem der betroffenen Person und von der Nähe der Eintrittspforte der Tollwutviren zu zahlreichen Nervenbahnen oder zum zentralen Nervensystem.

Erste Zeichen der Tollwut können Kopf- und Muskelschmerzen, Appetitlosigkeit, Fieber sowie Brennen, Jucken, Schmerzempfindlichkeit und Muskelkontraktionen im Bereich der Eintrittspforte des Erregers sein. Im weiteren Verlauf können sich zwei verschiedene Krankheitsbilder entwickeln:

Die enzephalitische Tollwut ist durch Funktionsverluste des Gehirns gekennzeichnet. Auffällig ist eine ausgeprägte Abneigung gegen Wasser, schon der Anblick oder das Geräusch von Wasser kann Ängste, Unruhe und Krämpfe auslösen. Es kommt zu starken Schluckbeschwerden, der Speichelfluss ist erhöht. Die Krämpfe können sich auf die gesamte Muskulatur erstrecken. Eine erhöhte Reizbarkeit sowie zu Angstzuständen können hinzukommen.

Die paralytische Tollwut ist durch Schädigungen des Rückenmarks und der peripheren Nerven gekennzeichnet. Krankheitszeichen sind Missempfindungen, Muskelschwäche und Lähmungserscheinungen. 

An Tollwut Erkrankte versterben in der Regel innerhalb von sieben bis zehn Tagen im Koma infolge von Atemlähmungen oder Herzversagen.

 

Erkennung und Behandlung

Der Verdacht auf eine Tollwuterkrankung ergibt sich zum einen aus dem Krankheitsbild und zum anderen aus der Vorgeschichte, z.B. bei Kontakt mit einem tollwutverdächtigen Tier oder bei einer Bissverletzung. Laboruntersuchungen beim Patienten können eine Tollwutinfektion nicht sicher ausschließen, erst nach dem Tod ist eine sichere Abklärung der Verdachtsdiagnose möglich.

Bei Kontakt mit einem tollwütigen oder tollwutverdächtigen Tier ist umgehend das Gesundheitsamt zu verständigen. Menschen mit Verdacht auf eine Tollwuterkrankung werden intensivmedizinisch betreut, um den Leidensdruck zu lindern. Der tödliche Verlauf kann dadurch jedoch in der Regel nicht verhindert werden. Kontaktpersonen, bei denen der Verdacht einer Kontamination mit dem Speichel von erkrankten Personen besteht, sollten umgehend immunisiert werden.

 

Übertragung und Vorkommen

Die Tollwut wird durch verschiedene Lyssaviren hervorgerufen. Dazu zählen das Rabiesvirus, das den klassischen Tollwuterreger darstellt, sowie verschiedene Tollwutviren, die bei Fledermäusen vorkommen.

Infizierte Tiere sind bereits vor Ausbruch der Krankheit ansteckend. Das Tollwutvirus wird mit dem Speichel ausgeschieden. Meist wird Tollwut durch einen Biss eines infizierten Tieres übertragen. Eine Ansteckung ist auch über infektiösen Speichel möglich, der an Hautverletzungen oder die Schleimhäute gelangt. Zudem sind extrem seltene Einzelfälle einer Übertragung von Mensch zu Mensch durch Transplantation infizierter Orga­ne sowie durch Aerosole bei Tätigkeiten im Labor beschrieben.

Bloßes Berühren oder Kontakt zu Blut, Urin oder Kot eines tollwutverdächtigen Tieres stellen keine Übertragungswege für Tollwut dar.

Die Tollwut ist in weiten Teilen der Welt verbreitet. Nach Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation WHO sterben weltweit jährlich etwa 60.000 Menschen an Tollwut, wobei von einer erheblichen Dunkelziffer insbesondere in Afrika ausgegangen wird.

Hauptüberträger der Tollwut auf den Menschen weltweit sind Hunde (siehe Karte). Aber auch Katzen und andere Säugetiere, insbesondere Füchse, Stinktiere und Waschbären sowie Fledermäuse sind ein mögliches Reservoir für Tollwutviren.

Die Impfung insbesondere von Hunden und Katzen führt zu einer effektiven Einschränkung der Übertragung der Tollwut auf den Menschen.

In Deutschland und weiteren Regionen Europas konnte vor allem durch das Ausbringen von Impfködern für Füchse die Tollwut bei Wild- und Haustieren ausgerottet werden. Deutschland und zahlreiche weitere Länder in Europa gelten als tollwutfrei, das heißt frei von terrestrischer Tollwut, die durch am Boden lebende Tiere übertragen wird. Bei Fledermäusen können jedoch auch in diesen Regionen Tollwutviren vorkommen.

In Deutschland trat die letzte Tollwut-Erkrankung im Jahr 2007 bei einem Patienten auf, der in Marokko von einem streunenden Hund gebissen wurde. Für in Deutschland lebende Menschen besteht die Gefahr, sich mit Tollwut zu infizieren, derzeit fast ausschließlich bei Reisen in Länder, in denen die Tollwut verbreitet ist. Ein Risiko sind auch illegal importierte Tiere aus Regionen, die nicht tollwutfrei sind.

 

Vorbeugung

Vorsorglich sollte zu Wildtieren, die ihre Scheu vor Menschen verloren haben, Abstand gehalten werden. Fledermäuse sollten generell nicht oder, falls notwendig, nur mit entsprechendem Schutz berührt werden.

In Ländern mit erhöhtem Tollwutrisiko wie zum Beispiel in Asien und Afrika ist der Kontakt insbesondere zu streunenden Hunden (und anderen Säugetieren) möglichst ganz zu vermeiden. Bitte beachten Sie die Reise- und Sicherheitshinweise des Auswärtigen Amtes für Ihr Reiseziel.

Zum Schutz gegen Tollwut stehen Impfungen zur Verfügung. Auch wer vorbeugend geimpft ist, erhält nach einer möglichen Ansteckung nachträgliche (postexpositionelle) Impfungen und ggf. Immunglobuline. Eine Wunde sollte schnellstmöglich gründlich gereinigt werden, um Erreger möglichst auszuwaschen, und die Immunisierung sollte möglichst unverzüglich begonnen werden.

Impfung gegen Tollwut

Impfstoff

Die Impfstoffe enthalten abgetötete Tollwutviren. Zur Herstellung werden die Impfviren in speziellen Zellkulturen vermehrt − auf Basis menschlicher Zellen oder Hühnerzellen.

 

Anwendung des Impfstoffs

Der Impfstoff wird in die Muskulatur gespritzt.

Vorbeugende Impfung (prophylaktische, präexpositionelle Impfung)

Die vorbeugende Grundimmunisierung gegen Tollwut umfasst drei Impfungen an den Tagen 0, 7 und 21 oder 28. Alternativ sind unter Umständen Schnellschemata möglich. Lassen Sie sich hierzu ärztlich beraten.

Zur Aufrechterhaltung des Impfschutzes sind Auffrischimpfungen erforderlich.

Impfung nach möglichem Tollwut-Kontakt (postexpositionelle Impfung)

Besteht der Verdacht auf einen Kontakt mit dem Tollwut-Virus, der nicht entkräftet werden kann - und auch in Zweifelsfällen - sollte so schnell wie möglich eine Postexpositionsprophylaxe erfolgen. Je nach Art des Kontakts und Impfstatus sind verschiedene Maßnahmen erforderlich:

Die Ständige Impfkommission STIKO empfiehlt für nicht oder unvollständig Geimpfte bei oberflächlichen Kratzern durch ein Tollwut-verdächtiges oder tollwütiges Tier oder eine Fledermaus oder deren Belecken nicht intakter Haut eine vollständige Tollwut-Impfserie. Diese umfasst in der Regel 5 Impfungen, bei Menschen ohne Immunschwäche ist auch ein Impfschema mit 4 Impfungen möglich. Nach Bissverletzungen, Kratzwunden oder wenn der Speichel eines tollwutverdächtigen oder tollwütigen Tieres oder einer Fledermaus an die Schleimhäute oder an Wunden gelangt ist, wird zusätzlich zu einer postexpositionellen Impfserie Tollwut-Immunglobulin gegeben.

Bei zuvor vollständig Geimpften genügen als postexpositionelle Impfung in der Regel zwei Dosen an Tag 0 und 3, die Gabe von Immunglobulin ist entbehrlich.

 

Wirksamkeit des Impfstoffs

Bei Einhaltung der empfohlenen Impfschemata bilden nahezu 100 Prozent der Geimpften Antikörper gegen Tollwut in ausreichender Menge. Die Antikörperkonzentration fällt nach und nach wieder ab.

 

Wer geimpft sein sollte

Die Ständige Impfkommission STIKO empfiehlt in Deutschland die vorbeugende (prophylaktische, präexpositionelle) Tollwutimpfung für:

  • Personen mit beruflichem oder sonstigem engem Kontakt zu Fledermäusen,
  • Laborpersonal mit möglichem Kontakt zu Tollwutviren (Antikörperbestimmung und ggf. Auffrischimpfung alle sechs Monate),
  • Reisende in Regionen mit Tollwutgefahr und einer erhöhten Wahrscheinlichkeit für einen Kontakt zu Tollwut, z. B. durch streunende Hunde oder Fledermäuse (bitte beachten Sie hierzu die aktuellen Reise- und Sicherheitshinweise des Auswärtigen Amtes für Ihr Reiseziel sowie die Reiseimpfempfehlungen der STIKO).

Die präexpositionelle Impfung von Tierärzten, Jägern, Forstpersonal usw., die nicht mit Fledermäusen arbeiten, ist derzeit in Deutschland nicht erforderlich. Sie würde dann empfohlen, wenn es regional zu einem erneuten Auftreten von Wildtiertollwut kommen würde.

Auch wer vorbeugend geimpft wurde, benötigt bei einer möglichen Ansteckung mit Tollwut postexpositionelle Impfungen und ggf. die Gabe von Immunglobulin (siehe oben).

 

Wer nicht geimpft werden sollte

Da die Tollwut nach Ausbruch der Erkrankung tödlich verläuft, gibt es keine Gegenanzeigen gegen die postexpositionelle Impfung.

Eine rein vorbeugende (präexpositionelle) Impfung darf bei einer bekannten schweren Überempfindlichkeit gegen Impfstoffbestandteile, wie beispielsweise gegen Neomycin oder bei einem der Impfstoffe auch Hühnereiweiß, nicht erfolgen.

Weitere Informationen sind der Packungsbeilage zu entnehmen.

Bei akuten behandlungsbedürftigen bzw. fieberhaften Erkrankungen sollte die vorbeugende Impfung verschoben werden.

 

Nebenwirkungen des Impfstoffs

Zu den möglichen Nebenwirkungen der Impfung gegen Tollwut zählen folgende Impfreaktionen und seltene Komplikationen:

Mögliche Lokal- und Allgemeinreaktionen

Sehr häufig schwillt die Impfstelle an und schmerzt. Außerdem kann es zu Allgemeinsymptomen wie Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen, Müdigkeit oder Schwindel sowie zu Magen-Darm-Beschwerden wie Übelkeit, Erbrechen, Bauchschmerzen und Durchfall kommen.

Alle diese Erscheinungen sind nur vorübergehend.

Mögliche Komplikationen

Überempfindlichkeitsreaktionen und Hautausschag können auftreten. Schwere anaphylaktische Reaktionen sind selten.

Weitere mögliche Nebenwirkungen sind in der Packungsbeilage aufgeführt.

Weitere Informationen zu diesem Thema finden Sie unter "Mögliche Nebenwirkungen".

Der Arzt bzw. die Ärztin wird Sie individuell beraten und vor einer Impfung ausführlich über Nutzen und mögliche Risiken aufklären. Weitere Hinweise finden Sie unter „Information vor der Impfung“.

31.01.2023 / Redaktion Gesundes-Kind.de
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