Schon Kleinkinder sammeln bei Unsicherheit mehr Informationen

Kleinkinder können ihr Gefühl von Unsicherheit noch nicht recht beschreiben. Doch empfinden sie schon wie ältere Kinder und Erwachsene Unsicherheiten bei schwierigen Entscheidungen und reagieren darauf entsprechend, indem sie z.B. mehr Informationen sammeln oder sich an Erwachsene wenden.

Zu diesem Schluss kommt eine Studie des Center for Mind and Brain der University of California in Davis. Die Untersuchung, an der 160 Kleinkinder im Alter von 25 bis 32 Monaten beteiligt waren, bietet einen Einblick darin, wie Kinder denken, wenn sie eine Aufgabe lösen sollen. Die Arbeit wurde am 20. Juli in der Fachzeitschrift „Nature Human Behavior“ veröffentlicht.

Die Erstautorin Sarah Leckey, Doktorandin am Center for Mind and Brain, leitete die experimentelle Arbeit. In der Studie wurden 2-Jährigen Bildpaare von Tieren oder gewöhnlichen Gegenständen gezeigt, die jeweils größtenteils durch ein graues Quadrat verdeckt waren. Sie wurden dann gebeten, eines der Objekte zu finden, zum Beispiel "Wo versteckt sich der Elefant?"

Wie Kinder die Aufgabe lösten, dokumentierten die Experten sowohl mit einem Gerät, das die Augenbewegungen der Kinder verfolgt, als auch mit einem Touchscreen, auf dem die Reaktionsgeschwindigkeit erfasst werden kann. Das Experiment wurde zweimal mit zwei Gruppen von 80 Kindern durchgeführt, um die Reproduzierbarkeit der Ergebnisse sicherzustellen.

Blick und Verhalten geben Hinweise

Indem die Forscher den Blick der Kinder verfolgten und maßen, wie lange es dauerte, bis sie zur Entscheidung kamen, konnten sie sehen, wie die Kinder Informationen sammelten, bevor sie eine Entscheidung trafen.

Die Kinder hatten bei schwierigen Aufgaben länger nachgedacht, wie z.B. wenn die Bilder sich sehr ähnlich sahen und wenn sie zu einer falschen Entscheidung kamen. Die Forscher konnten die Daten mithilfe eines „Drift-Diffusions-Modell“ näher analysieren. Dieses ermöglicht u.a., die Geschwindigkeit der Informationsgewinnung zu erfassen.

"Wir konnten sehen, ob sie mehr oder weniger zuversichtlich waren", sagte Leckey. Die Autoren glauben, dass Kleinkinder beginnen, sich ihrer Unsicherheit bewusst zu werden. Dies bilde die Grundlage dafür, wie sie dann als ältere Kinder und Erwachsene lernen.

Quellen: News Medical, University of Californiy, Human Nature Behavior





19.10.2020 / www.kinderaerzte-im-netz.de
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