Mögliche Nebenwirkungen von Impfungen

Impfstoffe zählen zu den sichersten Arzneimitteln, die in Deutschland zur Verfügung stehen. Doch auch moderne Impfstoffe sind nicht frei von Nebenwirkungen. Dazu zählen vor allem Impfreaktionen, die zeigen, dass das Immunsystem anspricht. Impfkomplikationen sind dagegen wesentlich seltener.

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„Wird es meinem Kind auch gut gehen?“, „Tue ich wirklich das Richtige?" – solche oder ähnliche Gedanken haben die meisten Eltern, wenn für ihr Baby die ersten Impfungen anstehen. Auch bei Impfungen für ältere Kinder haben Eltern oft Sorge vor Nebenwirkungen. Daher ist es verständlich, dass manche Eltern unsicher sind und zögern, ihr Kind impfen zu lassen. Hinzu kommt, dass der Einstich bei der Impfung unangenehm sein kann und Kinder nicht selten bereits im Vorfeld gegen die Spritze protestieren.

Wir möchten Sie dabei unterstützen, sich gut informiert fürs Impfen zu entscheiden: Wir geben Tipps, wie Sie Stress und Ängste beim Impfen verringern können, erklären, welche Arten von Nebenwirkungen auftreten können und erläutern, was bei Verdacht auf Impfkomplikationen zu tun ist.

 

Wie lassen sich Ängste und Schmerzen beim Impfen verringern?

Der Schmerz während der Impfung ist zwar meist weniger schlimm als befürchtet – dennoch kann der Einstich Ihr Baby erschrecken, und ältere Kinder kann die Spritze ängstigen. Diese Tipps helfen, Stress und Ängste vor der Impfung zu verringern:

  • Vermitteln Sie möglichst Ruhe und Gelassenheit.
  • Erklären Sie Ihrem Kind sachlich und ohne Ängste zu schüren, wie die Impfung abläuft. Vermeiden Sie falsche Versprechungen (zum Beispiel „Das tut überhaupt nicht weh!“).
  • Halten Sie Ihr Baby oder Ihr Kleinkind während der Impfung im Arm oder auf dem Schoß. Säuglinge, die noch gestillt werden, können vor und nach der Impfung angelegt werden. Ersatzweise kann ein Schnuller zur Beruhigung und Schmerzreduktion benutzt werden. Nach dem Impfen können Sie Ihr Kind durch Wiegen und Schaukeln beruhigen.
  • Nach dem Impfen können Sie Ihr Kind durch Wiegen und Schaukeln beruhigen.
  • Ältere Kinder sollten bei der Impfung möglichst aufrecht sitzen, je nach Alter am besten auf Ihrem Schoß. Wer schon einmal bei einer Impfung „umgekippt“ ist, sollte im Liegen geimpft werden.
  • Das Drücken der Hand von Vater oder Mutter während der Impfung, Spielzeug oder Luftballons können von den Schmerzen ablenken.
  • Um die Schmerzempfindlichkeit zu verringern, kann die Impfstelle in der Arztpraxis mit Eisspray gekühlt werden. In Einzelfällen können auch Schmerzpflaster angewendet werden. Schmerzmittel zum Einnehmen werden vor oder während der Impfung nicht empfohlen. Von Reiben oder Kneifen der Impfstelle zur Schmerzreduktion ist ebenfalls abzuraten.   

 

Was sind Nebenwirkungen?

Durch Impfungen können Sie Ihr Kind schon früh vor verschiedenen Infektionskrankheiten schützen. Impfstoffe sind in der Regel gut verträgliche Arzneimittel und an ihre Sicherheit werden besonders hohe Anforderungen gestellt (siehe „Sicherheit von Impfstoffen“). Wie alle Medikamente können aber auch Impfstoffe Nebenwirkungen haben. Grundsätzlich gilt jedoch, dass ein Impfstoff nur zugelassen wird, wenn der Nutzen die Risiken deutlich überwiegt

Unter den Nebenwirkungen werden übliche Impfreaktionen und Impfkomplikationen unterschieden:

Übliche Impfreaktionen sind vorübergehende Lokal- oder Allgemeinreaktionen, die zeigen, dass der Organismus sich mit dem Impfstoff auseinandersetzt (weitere Informationen unter "Wie Impfungen wirken"). Zu den typischen Impfreaktionen zählen:

  • Rötung, Schwellung oder Schmerzen an der Impfstelle, die meist nach ein bis drei Tagen vorübergehen,
  • Allgemeinsymptome wie Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen, Mattigkeit, Unwohlsein, Übelkeit oder Unruhe,
  • Schwellungen der Lymphknoten in der Nähe der Impfstelle,
  • Anzeichen einer „Impfkrankheit“ ein bis drei Wochen nach der Verabreichung von Lebendimpfstoffen, beispielsweise ein Hautausschlag nach Masern-, Mumps-, Röteln- und Windpocken-Impfung oder milde Magen-Darm-Beschwerden nach Rotavirus-Impfung.  

Über das Ausmaß einer üblichen Impfreaktion hinausgehende unerwünschte Arzneimittelwirkungen (UAW) werden als Impfkomplikationen bezeichnet. Schwerwiegende Nebenwirkungen von Impfungen sind sehr selten.

 

Was ist mit Allergien?

Zu den möglichen Nebenwirkungen nach Impfungen zählen auch allergische Reaktionen auf Impfstoffbestandteile. Schwere anaphylaktische Sofortreaktionen sind jedoch extrem selten.

Bei bekannter Überempfindlichkeit gegen Impfstoffbestandteile darf der Impfstoff in der Regel nicht angewendet werden. Eine Hühnereiweiß-Allergie spricht nicht grundsätzlich gegen Impfungen. Vorsicht geboten ist allerdings, wenn Ihr Kind an einer nachgewiesenen schweren Hühnereiweiß-Allergie leidet, so dass beispielsweise Zunge und Lippen nach dem Verzehr von Ei anschwellen und es bis zum allergischen Schock kommen kann. Dieser Typ Allergie ist jedoch sehr selten. Impfungen gegen Gelbfieber, Grippe (Influenza), Masern, Mumps, Röteln, FSME und Tollwut, die Spuren von Hühnereiweiß enthalten können, sollten bei Betroffenen nicht bzw. unter sorgfältiger Nutzen-Risiko-Abwägung und besonderer Überwachung erfolgen. Sie sollten in diesem Fall vorab mit Ihrem Impfarzt oder Ihrer Impfärztin Rücksprache halten.

Heuschnupfen, Hausstaubmilbenallergie, Kuhmilchunverträglichkeit - alle diese häufigen Allergien spielen beim Impfen keine Rolle und Betroffene dürfen geimpft werden.

Übrigens: Impfungen erhöhen nicht das Risiko für allergische Erkrankungen. Es gibt Hinweise, dass Impfungen sogar das Risiko für die Entwicklung von Heuschnupfen, Asthma oder Neurodermitis verringern können.

 

Was tun bei Verdacht auf Nebenwirkungen?

Bei gesundheitlichen Beschwerden nach einer Impfung muss nicht unbedingt die Impfung die Ursache sein. Ein zeitlicher Zusammenhang bedeutet nicht zwangsläufig, dass ein ursächlicher Zusammenhang vorliegt. Die Beschwerden könnten auch zufällig nach der Impfung aufgetreten sein und andere Ursachen haben, die abgeklärt und falls erforderlich behandelt werden müssen.

Wenn Sie nach einer Impfung ungewöhnliche Krankheitszeichen beobachten, sollten Sie Ihr Kind bei Ihrem Kinderarzt bzw. Ihrer -ärztin vorstellen.

Besteht der Verdacht auf eine Impfkomplikation, sind Ärztinnen und Ärzte verpflichtet, das Gesundheitsamt zu informieren. Das Gesundheitsamt leitet gemeldete Verdachtsfälle pseudonymisiert an das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) weiter. Zudem besteht die Möglichkeit, dass Beschäftigte in Gesundheitsberufen, Zulassungsinhaber von Impfstoffen sowie Geimpfte oder deren Angehörige Verdachtsfälle von Impfnebenwirkungen über ein Meldeportal online an das Paul-Ehrlich-Institut übermitteln. Die Meldung von Verdachtsfällen auf Impfkomplikationen ist nicht nur deshalb wichtig, weil dann durch die Gesundheitsbehörden ein möglicher Anspruch auf Entschädigung geprüft werden kann. Die Analyse von gemeldeten Verdachtsfällen ermöglicht es außerdem, dass neue, bislang unbekannte Risikosignale von Impfungen entdeckt werden können (siehe „Sicherheit von Impfstoffen“). 

 

Wie erfolgt die Anerkennung eines Impfschadens?

Das Gesundheitsamt wird Betroffene auf die gesetzlichen Bestimmungen zur Entschädigung nach Impfschäden hinweisen. Unter einem Impfschaden wird die gesundheitliche und wirtschaftliche Folge einer über das übliche Ausmaß einer Impfreaktion hinausgehenden gesundheitlichen Schädigung durch die Schutzimpfung verstanden. Ein Impfschaden liegt auch dann vor, wenn mit vermehrungsfähigen Erregern geimpft wurde und eine andere als die geimpfte Person geschädigt wurde. Solche Impfschäden sind extrem seltene Ereignisse.

Die Beurteilung, ob eine im zeitlichen Zusammenhang mit einer Impfung eingetretene gesundheitliche Schädigung durch die Impfung verursacht wurde, ist Aufgabe des Versorgungsamtes im jeweiligen Bundesland. Gegen eine ablehnende Entscheidung des Versorgungsamtes ist der Rechtsweg zu den Sozialgerichten möglich.

 

Wo kann ich mich über Nebenwirkungen informieren?

Unsere Informationen zu allen Impfungen, die in Deutschland zur Verfügung stehen, bieten auch Hinweise auf mögliche Nebenwirkungen.

Einen Überblick über Art und Häufigkeit der Nebenwirkungen eines zugelassenen Impfstoffs geben die Fachinformationen. Diese finden Sie in den Übersichtstabellen des Paul-Ehlich-Instituts unter „Weitere Informationen“.

Bei weiteren Fragen wird Sie Ihre Kinderärztin oder Ihr Kinderarzt vor der Impfung informieren und aufklären. 

13.02.2023 / Redaktion Gesundes-Kind.de
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