Kombinationsimpfstoffe:
Mehrfacher Schutz in einer Impfung

Kombinationsimpfungen enthalten Impfstoffe gegen mehrere Krankheitserreger. Dadurch ist es möglich, mit einer Injektion gegen verschiedene Infektionskrankheiten gleichzeitig zu impfen.

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Für die meisten Impfungen bei Kindern und Jugendlichen (siehe Impfkalender) werden Kombinationsimpfstoffe eingesetzt.

  • Sechsfach-Kombinationsimpfung: Zur Grundimmunisierung gegen Tetanus, Diphtherie, Kinderlähmung (Polio), Keuchhusten (Pertussis), Haemophilus influenzae Typ b (Hib) und Hepatitis B im Säuglings- und Kleinkindalter wird bevorzugt Sechsfach-Kombinationsimpfstoff verwendet. Hierfür empfiehlt die Ständige Impfkommission STIKO bei reifgeborenen Säuglingen drei Impfungen (2+1-Schema): Die ersten beiden Impfungen sollen im Alter von 2 Monaten und von 4 Monaten in einem Abstand von 2 Monaten gegeben werden. Die dritte Impfung soll im Alter von 11 Monaten mit einem Abstand von mindestens 6 Monaten zur vorherigen Impfung erfolgen. Frühgeborene erhalten eine zusätzliche Impfstoffdosis im Alter von 3 Monaten (3+1-Schema).
    Bei den Komponenten der Sechsfach-Kombinationsimpfstoffe handelt es sich um Totimpfstoffe mit abgetöteten, nicht vermehrungsfähigen Erregern bzw. Erregerbestandteilen sowie abgeschwächtem Gift von Bakterien (Toxioide), die als sogenannte Antigene komplexe Schutzmechanismen des Immunsystems gegen die jeweiligen Erreger aktivieren. Arzneilich wirksame Bestandteile sind Diphtherie-Toxioide, Tetanus-Toxioide, Bordetella pertussis-Antigene, inaktivierte Polioviren, Polysaccharide aus dem Bakterium Haemophilus influenzae Typ b sowie Hepatitis-B-Oberflächenantigen.
    Daneben stehen Fünffach-Kombinationsimpfstoffe zur Verfügung, die jedoch keine Hepatitis B-Komponente enthalten.
  • MMR- und MMRV-Kombinationsimpfung: Die Immunisierung gegen Masern, Mumps und Röteln sowie gegen Windpocken (Varizellen) erfolgt bei Kindern durch je eine Impfung im Alter von 11 bis 14 und mit 15 bis 23 Monaten. Hierfür steht ein MMR-Kombinationsimpfstoff, der gegen Masern, Mumps und Röteln schützt und zeitgleich mit einem Windpocken-Einzelimpfstoff verabreicht werden kann, sowie ein MMRV-Kombinationsimpfstoff zur Verfügung, der gleichzeitig gegen alle vier Erreger schützt.
    Bei diesen Impfstoffen handelt es sich um Lebendimpfstoffe. Diese enthalten Viren, die durch Spezialverfahren abgeschwächt (attenuiert) werden, so dass sie sich zwar noch begrenzt vermehren können, aber keine krankmachenden Eigenschaften mehr besitzen. Die Impfviren aktivieren jedoch das Immunsystem, einen Schutz gegen die „echten“ Viren aufzubauen.
  • Kombinationsimpfungen zur Auffrischung: Um den Impfschutz gegen Tetanus, Diphtherie und Keuchhusten (Pertussis) aufrecht zu erhalten, wird im Alter zwischen 5 und 6 Jahren eine Auffrischimpfung mit Kombinationsimpfstoff empfohlen. Im Alter zwischen 9 und 16 Jahren sollte nochmals eine Auffrischimpfung gegen diese Infektionskrankheiten sowie zusätzlich gegen Kinderlähmung (Polio) mit einem entsprechenden Kombinationsimpfstoff erfolgen.

 

Kombinationsimpfstoffe erleichtern umfassenden Impfschutz

Die STIKO empfiehlt, wenn möglich Kombinationsimpfstoffe gegenüber Einzelimpfstoffen zu bevorzugen. Kombinationsimpfstoffe führen zu einer Reduzierung der notwendigen Injektionen und fördern dadurch die Umsetzung der Impfempfehlungen.

Kombinationsimpfstoffe ersparen Ihrem Kind zahlreiche unangenehme Spritzen und Ihnen zusätzliche Impftermine. Um alle empfohlenen Impfungen durchzuführen, wären bei Verwendung von Einzelimpfstoffen allein bis zum Alter von zwei Jahren 30 Injektionen nötig. Kombinationsimpfungen reduzieren die Zahl der Impfspritzen auf ein Drittel und verringern damit den Aufwand erheblich. Das vereinfachte Impfschema erleichtert es Ihnen auch, an alle Impfungen zu denken und frühzeitig für einen umfassenden Impfschutz Ihres Kindes zu sorgen.

Zusätzlich zu den Kombinationsimpfstoffen werden im Kindes- und Jugendalter Impfungen mit Einzelimpfstoffen in der Spritze gegen Pneumokokken ab einem Alter von zwei Monaten, gegen Meningokokken C im Alter von 12 Monaten sowie gegen Humane Papillomviren (HPV) für Mädchen und Jungen ab 9 Jahren empfohlen. Für Säuglinge ab 6 Wochen wird außerdem eine Schluckimpfung gegen Rotaviren angeraten.

 

Schaden Sechsfach-Impfstoffe dem Kind?

Vor allem wenn bei dem erst zwei Monate alten Baby die erste Sechsfach-Impfung ansteht, befürchten manche Eltern, dies könnte für das Kind „zu viel“ sein. Eine frühzeitige und umfassende Impfung ist jedoch wichtig, um Ihr Kind vor schweren Infektionskrankheiten zu schützen, für die es keine oder nur begrenzte Therapiemöglichkeiten gibt oder die gerade für Säuglinge besonders gefährlich werden können.

Die Kombinationsimpfstoffe trainieren das Immunsystem zu einem für das Kind günstigen Zeitpunkt, indem sie körpereigene Schutzmechanismen aktivieren, um für einen eventuellen späteren Kontakt mit den jeweiligen Erregern gewappnet zu sein.

Manche Eltern sorgen sich, dass Kombinationsimpfstoffe das Immunsystem des Babys überfordern könnten. Kinder müssen sich schon innerhalb der ersten Tage und Wochen ihres Lebens mit unzähligen Keimen verschiedenster Art auseinandersetzen. Das kindliche Immunsystem ist für diese Aufgabe gut gerüstet.

Die Zahl der Antigene, die mit Impfungen übertragen werden und die Bildung von Antikörpern anregen, macht nur einen Bruchteil der Antigene durch Krankheitserreger aus, die das Immunsystem tagtäglich bewältigt. Moderne Sechsfach- wie auch Fünffach-Kombinationsimpfstoffe sind hochgereinigt und enthalten nur gezielt bestimmte Erregerbestandteile. Deren Antigen-Gehalt ist deutlich niedriger als bei ganzen Erregern und konnte gegenüber älteren Impfstoffen noch verringert werden. In allen heutigen Schutzimpfungen zusammengenommen finden sich nur etwa 150 Antigene, während beispielsweise der frühere Keuchhusten-Impfstoff allein rund 3.000 Antigene enthielt.

Auch Kombinationsimpfstoffe sind sicher und gut verträglich und führen nur sehr selten zu Impfkomplikationen. Die Sicherheit, Qualität und Wirksamkeit von Impfstoffen wird in Deutschland vor der Zulassung intensiv getestet und auch danach noch streng überwacht.

Die Gesamtmenge an notwendigen Begleit- und Zusatzstoffen ist in Kombinationsimpfstoffen sogar deutlich geringer als beim Einsatz von Einzelimpfstoffen. Die Impfungen sind dadurch weniger belastend.

21.07.2020 / Redaktion Gesundes-Kind.de
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